Ich gucke jetzt immer die neueste C-Promi-Traumhochzeits-Reality-Soap auf PRO7, "Gülcans Traumhochzeit", danach hämmere ich mir noch eine Viertelstunde etwas von dieser alten David-Hasselhoff-Langspielplatte in den Kopf, einfach nur um den IQ wieder etwas zu fordern.
Es ist gar nicht so sehr dieses unerquickliche, blonde Patschepatsche-Quiekding, das mich interessiert. Ich bin für solche Mentalitäten zu alt und zu mürrisch, für solche Gespräche zu klug. Das blondierte Migrantenkind geht mir am Allerwertesten vorbei. Nein, es ist der Typ des Quiekdings, der mich unangenehm anmacht. Ich mag ihn und seine Bagage einfach nicht, und diese Ablehnung geht anscheinend tief. Ich erforsche mich dabei sozusagen selbst, wenn ich ihr zuschaue, dieser unschuldig vermögend gewordenen Spaßgesellschaftsspeckschwarte mit dem Zynikergrinsen, das einem irgendeine Weisheit suggeriert, die jedoch nirgendwo vorhanden ist. Dieser gelassenen Überlegenheit gegenüber einer Welt, die ihn komplett am Arsch lecken kann, Hauptsache er darf dicke Schlitten über die Kö fahren und sich Gedanken darum machen, ob der Frontspoiler die Einfahrt ins Parkhaus übersteht. Es zeichnet sich ab: In zehn Jahren wird dieser gelernte Konditor so fett sein und so unansehnlich mit seinen Männerbrüsten, dass er genauso aussieht, wie er sich offenbar heute schon fühlt: feist, satt, flatulierender Herr eines Imperiums von Konditor-Speckschwarten. Fragt sich nur, ob er dann noch in einen Lamborghini passt.
Aber natürlich spekuliert PRO7 auf diese Gefühle beim Zuschauer. Die quiekigen Fans des blonden Quiekdings auf der einen Seite und die womöglich sozialneidischen Hasser wie mich auf der anderen Seite. Ja, ich glaube, ich will auch mal dumm und fett sein und nicht mehr in meinen Lamborghini passen.
Eine faszinierend eklige Welt. Ich forsche weiter.