Dienstag, 28. Oktober 2008

Winterzeit

So’ne Katze hat eine äußerst präzise Zeitschaltuhr. Punkt sechs sitzt sie auf dem umlaufenden Brett des Bettgestells, direkt neben meinem Kopf, und verkündet entschieden: „Hunger!“
Jetzt ist Winterzeit, also sitzt sie seit Sonntag um Punkt fünf neben meinem Kopf und verkündet entschieden: „Hunger!“
Schon klar, denkt Herrchen, rollt sich aus dem exzentrischen Traum und der Wärme, stolpert durch die dunkle Bude, kippt blind Katzenfutter (Sorte egal) in den Napf und schlurft dann halbnackisch auf den Balkon eine quarzen, während drumherum die Stadt noch ruht. Wenn Herrchen zurückkommt, liegt das Tier bereits auf der zurückgeschlagenen Bettdecke, verteidigt diese Position mit Zähnen und Klauen und macht es unmöglich, sich wieder ordnungsgemäß in Wärme und Traum zurückzuflüchten. Na ja, okay, dafür wird dann geschnurrt wie bekloppt. Ist doch auch schön.

Montag, 27. Oktober 2008

Bond-Girls

Angespornt durch die Werbeattacken des neuen James-Bond-Films liste ich hier die von mir nach wissenschaftlichen Kriterien subjektiv bestimmten knackigsten Bond-Girls auf und verweise im Link auf je ein subjektiv ausgewähltes Foto der britischen Seite James Bond Multimedia. Die wissenschaftlichen Kriterien nehmen keinerlei Rücksicht auf schauspielerisches Talent oder die Größe der Rolle, sondern wurden ausschließlich nach hormonellen Gesichtspunkten erstellt.

Daniela Bianchi (Liebesgrüße aus Moskau)
Luciana Paluzzi (Feuerball)
Diana Rigg (Im Geheimdienst Ihrer Majestät)
Jane Seymour (Leben und sterben lassen)
Caroline Munro (Der Spion, der mich liebte)
Lois Chiles (Moonraker)
Carey Lowell (Lizenz zum Töten)
Izabella Scorupco (Goldeneye)
Famke Janssen (Goldeneye)

Demnächst eine Liste mit den knackigsten Gadgets aus der Abteilung Q.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Fern der Heimat

Ich war gerade mal eine Leih-DVD in den Briefkasten einwerfen und nachschauen, ob mein Auto nach Wochen der Nichtbenutzung noch unangetastet in der Volksgartenstraße steht. Auf dem Bürgersteig lag Honecker und schaute mich ratlos an.
Jemand hat ein Buch über die SED, ein offizielles, „wissenschaftliches“ Werk aus originalen DDR-Zeiten, zu einzelnen Seiten oder Seitenbündeln zerrissen und dort über die Straße verteilt. Erichs Foto war ganz vorne drin, gleich nach dem Titelblatt, und er salbaderte offenbar ein Vorwort über „die Partei der sozialistischen Glückseligkeit“. Jetzt liegt er da, fern der Heimat, und Füße trampeln auf ihm rum und Herbstlaub bedeckt ihn. Ich denke, ich gehe mal eben zurück mit etwas Tesafilm, hebe ihn auf und klebe ihn auf Augenhöhe an einen Laternenmast, damit er wenigstens etwas menschliche Würde zurückerhält, die arme Sau.

Spaziergang

Wir haben gestern auf einem gefühlten 20-Kilometer-Spaziergang eine Gegend erkundet, die wir noch nicht kannten. Vorgebirgspark und Volkspark – nicht zu verwechseln mit dem Volksgarten, an dem wir sozusagen dranwohnen.
Nach den hochaufragenden 70er-Jahre-Wohnbunkern am Vorgebirgspark, der traurig und vereinsamt aussehenden Event-Agentur Party People im Erdgeschoss eines Wohnhochhauses und der puppigen, von Friseurläden dominierten Markusstraße, auf der ein einzelner schwuler Storch einen abfahrenden Bus zu erwischen suchte und uns kurz zum Lachen brachte, deuchte uns vor allem die Gegend westlich zwischen Brühler Landstraße und Militärring sehr merkwürdig. Ein Wohngebiet zwischen Einfamilienglück und Villengrundstück, mordsmäßig ruhig, um nicht zu sagen völlig tot. Wir waren die Einzigen, die sich dort bewegten. Selbst der Trimmpfad am Rand des Volksparks wirkte, als sei er noch nie benutzt worden. Ab und an sah man Schatten hinter den Fenstern der Häuser vorbeihuschen. Ein eigenartig dreinschauendes Kind fuhr Fahrrad, stieg gleich neben uns ab und ging in ein Haus, in dessen leeren Fenstern „Zu verkaufen“-Schilder hingen. Ich schwöre Stein und Bein, dass ich sah, wie es sich im Inneren, hinter der Haustürscheibe, in Nichts auflöste.
Weiter durch gibt es Bungalow-Bunker mit hohen Mauern und Zäunen drumherum, und an einer Festungstür hing noch die Brötchentüte, die der mobile Bäcker dort hingehängt hatte. Wir verzichteten darauf, sie für die Enten mitzunehmen, denn wer weiß, was in diesen Brötchen drin ist und zu was die Enten nach dem Genuss werden? („Killer-Enten terrorisieren Köln-Süd! Watschelmonster übernehmen die Stadt! Enten fordern 50 Milliarden Euro und ein Flugzeug nach Kuba!“)
Die Gegend liegt im Schatten des Deutsche-Welle-Hochhauses, das man von jeder Position aus sieht, und wir vermuteten, dass von dort eine Art Strahlung ausgeht. Ein Quantenfluktuationsbeam, der alles Lebendige in dem Viertel irgendwie phasenverschiebt. Mitten drin befindet sich auch die Bundeswehr-Fachschule, komplett verlassen und mit im Wind rollenden Tumbleweeds auf dem Parkplatz. Womöglich hat Oberst Schnurmann von der Fachabteilung Forschung hier ein geheimes Dislokationsexperiment durchgeführt, das außer Kontrolle geriet und schrecklich schiefging. Dann fuhr ein einsamer Polizeiwagen an uns vorbei, in einer solch ruhigen Gegend ein eher ungewohnter Anblick, weswegen wir vermuteten, dass die Staatsmacht sehr wohl etwas über die merkwürdigen Geschehnisse in dem Viertel weiß, es uns aber nicht mitteilt. Am Volkspark stieg dieser Typ im Sportdress aus seinem Twingo, stand eine Weile einfach nur herum wie eine Salzsäule, als sei er schrecklich verwirrt, schüttelte sich, flackerte einen Moment im Quantenfluss und begann dann damit, mit Schmackes einen Fußball gegen die Tür seines eigenen Autos zu treten.
Im Vorgebirgspark kamen wir an eine von Bäumen bestandene Wegkreuzung. An einem Ast baumelte zu unserer Überraschung ein ektoplasmatischer Gehängter, und aus seiner Hose tropfte irgendwas zu Boden. Aus dem Boden glaubten wir Schreie zu vernehmen, wie von einem kleinen Kind. Wir gingen schnell weiter und folgten den drei älteren Nordic-Walking-Damen, aber nur so weit, bis die eine sagte, sie kenne da diese erstklassige Boutique in Moskau und sie müssten eben mal da lang nach Nordosten, an dieser Baumgruppe dort vorbei, um hinzugelangen. Wir verließen den Park an dieser Stelle, denn was wollten wir bitteschön in Moskau?
Auf dem Rückweg lief auf der Vorgebirgstraße noch dieser andere Kerl vor uns her, der an jedem gelben Briefkasten anhielt, die Klappe öffnete, hineinspähte und lauthals „Bettina?“ rief.
Irgendwie waren wir doch froh, wieder zu Hause zu sein. Aber seit gestern leuchtet meine Hand im Dunkeln.

Freitag, 24. Oktober 2008

Lasst es, wie es ist

Ich würde sagen, lasst das Fernsehen einfach, wie es ist. Ich finde erfahrungsgemäß irgendwo etwas. Bin da nicht sehr anspruchsvoll. Ich kann auch manchmal einfach nur fünf Minuten nackte Titten bei DSF anstarren, bevor ich zur Doku über Bert Brecht oder Erich Maria Remarque wechsle, um danach eine sozialdarwinistische Reality-Soap in Gestalt einer Kochsendung zu goutieren.
Es gibt nur einige wenige Gestalten, die ich überhaupt nicht ausstehen kann. Bei Mario Barth versuche ich immer noch analytisch heranzugehen und herauszufinden, worüber diese Menschenmasse da gerade lacht, und den Namen der Kultur-Moderatorin des SWR weiß ich deshalb nicht, weil ich stets umschalte, bevor er eingeblendet wird. Wenn dabei die Fernbedienung nicht schnell genug auffindbar ist, kann es passieren, dass ich wild schreie.
Ansonsten sollte man sich hauptsächlich amüsieren. Über die gesellschaftliche Relevanz von Detlef Soost, die Chuzpe von Dieter Bohlen, die Lustlosigkeit von Stefan Raab, die Müdigkeit von Harald Schmidt, die komplette Sinnfreiheit eines Universums, das sich durch Jana und Dingsbums – Wir sind schwanger mitteilt. Oder durch, noch schlimmer, ein Pilawa-Geschichtsquiz mit Beteiligung von Mirja Boes und Guido Cantz.
Lasst das Fernsehen doch einfach, wie es ist.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Collector's Fun

Besitze ich oder besaß ich mal:

Poster

T-Shirt

Aufnäher

Aufnäher

Anstecker (ging vor exakt 21 Jahren verloren und wurde vermutlich in irgendeinem Trierer Pub nach Feierabend aufgefegt.)

Anstecker

Anstecker

Anstecker

Memorial-Fanzine Robert Calvert

Picture Disc


Würde ich gerne besitzen:

Anstecker

Feuerzeug

Anstecker

Bassgitarre

Anstecker

Anstecker

Opa Neckel

Heute wird mein Großvater 100 Jahre alt. Wäre 100 Jahre alt geworden, wenn er nicht anno 1995 die Welten gewechselt hätte. Er war Maurer und Bauer und Kommunalpolitiker und Träger der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz. Er ging Jahrzehnte, nachdem er den Bauernhof an den Sohn weitergegeben hatte, immer noch täglich herum, um sich des ordnungsgemäßen Wachstums von Mais, Hafer, Gerste zu vergewissern. Manchmal sehe ich auf den alten Pfaden noch seine Silhouette in einiger Entfernung. Unverkennbar mit dem Stock und den hellen Turnschuhen.
Glückwunsch, Opa Neckel. Immerhin kannst du mit Frau und Tochter anstoßen, aber auch von mir ein herzliches Prost mit dem Kölschglas.

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Mundräuber





Nussbaumviertel

Während man selbst noch faul im Bett liegt, wird draußen schon schwer gearbeitet. Es gab gestern eine neue Nusslieferung, diesmal nicht nur ein Eimer, sondern etwa dreizehn Tonnen schmackhafter Landnüsse von den Reitersmann'schen Plantagen. Das Bruttosozialprodukt der städtischen Eichhörnchen-Population steigt gerade sprunghaft. Flitzen, springen, knabbern, buddeln, den Wohlstand mehren. Die Nuss-Zentralbank flutet den Markt gerade mit Kapital. Aus allen Richtungen kommen die Anleger geflitzt und rennen dann mit ihren Aktivposten geschäftig ums Haus, sogar vor der Haustür hat ein Kunde sein Depot angelegt.
Wenn aus jeder Nuss, die diese braunen Hoppelblitze da draußen vergraben, ein Baum sprießt, wird die Neustadt-Süd in 200 Jahren bekannt sein als "das Nussbaumviertel".

Dienstag, 7. Oktober 2008

Finanzmarktkrise

Die Finanzmarktkrise hat uns alle fest im Griff. Heute wurde ich Zeuge, wie ein paar Straßen weiter ein johlender Mob aus Rentnern und Mittelständlern zwei Banker und einen FDP-Abgeordneten an einem Laternenmast aufgehängt hat. Ich habe mich nicht beteiligt, aber geholfen habe ich den Delinquenten auch nicht. Die Polizeistreife, die vorbeifuhr, übrigens ebensowenig. Wahrscheinlich haben sie Anweisung von Angela persönlich, bei solchen Vorfällen nicht einzugreifen. Mann, muss die sauer sein, die Angela!

Sonntag, 5. Oktober 2008

Marathon

Mal eben dem Köln-Marathon beigewohnt, natürlich am Straßenrand. Hübsches, ereignisreiches Nadelöhr an der Haltestelle Ulrepforte: Von der einen Seite kommen sie alle rein, laufen eine Sechs-Kilometer-Runde und kommen von unten wieder hoch, direkt am Haus vorbei, vorneweg eine Gruppe von dreißig schlanken Schwarzen (Zwischenzeit 0:33 h bei Kilometer 11), danach erstmal zehn Minuten keiner mehr. Zuvor waren die Inliner und Handbiker dran. Wir haben stolz durchgehalten bis zum Schlusswagen, dabei auf dem Bürgersteig gemütlich Kaffee getrunken und geraucht.
Mit dem Lebensmotto „Sport ist Mord“, mit dem man immer sehr gut gefahren ist, kommt man sich an so einem Tag vor wie eine ganz kleine Minderheit.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Nuss-Gourmets


Ja, Gourmets. Wir müssen jetzt im Plural sprechen. Es sind zwei Hörnchen, womöglich sogar drei. Der eigenartige braune Strich auf dem Foto ist eines davon, wie es gerade in meine Nuss-Kiste düst, die inzwischen den Eimer ersetzt hat. Die Viecher sind so schnell, dass sie auf herkömmlichen Kameras nur Striche hinterlassen.
Ums Haus herum hat ein hektischer Pendelverkehr eingesetzt: kleine braune Wuselschemen mit dicken Nüssen im Maul.

Nuss-Gourmet

Das Eichhörnchen hat den Eimer mit Nüssen auf dem Balkon entdeckt. Es gelangt über einen kleinen Baum, eher eine Hecke, bis dorthin. Dann sitzt es unverfroren auf der Brüstung, gerade mal einen halben Meter vom morgendlichen Raucher entfernt, und linst ebenso skeptisch wie gierig in den Eimer. Inzwischen habe ich mir sagen lassen, dass man Walnüsse aufknacken soll, ehe man sie den Hörnchen präsentiert. Die sind nämlich relativ blöd. Sie schleppen die ungeknackten Nüsse weg und verbuddeln sie, weil sie zu sperrig sind fürs eigene Nest. Später finden sie sie aber nicht wieder. Also habe ich nun unter den Augen des Eichhörnchens eine Handvoll Nüsse geknackt und auf die Brüstung gelegt. Ich vermute mal, wir werden das niedliche kleine Luder nun nie wieder los.