Gestern wurde es depressiv. Am späten Abend, nach Wallander in der ARD, hatte ich kurzzeitig das zwingende Bedürfnis, ins Bad zu gehen und mich zu erhängen. Die Gemahlin hielt mich davon ab.
Diese braunen, dunklen, holzvertäfelten Räume mit muffiger Fünfziger-bis-Siebziger-Inneneinrichtung, die es ganz, ganz eng machen. Offensichtlich kaufen die Schweden nicht selbst bei Ikea, sondern exportieren all diese Buntheit bloß. Diese zugezogenen Übergardinen, dieser Verfallsgeruch, dieser Mottenfraß, diese notorische Depri-Atmo wie in einem vergessenen ländlichen Pflegeheim. Immer nur Gewalt, Rassismus, familiäre Despotie, Alkoholismus und Muff, veräußerlicht in Bildern, die sich selbst verabscheuen. Der Kriminalfall ist irgendwie reichlich egal und ohnehin ziemlich Banane, aber die Bilder sind erdrückender Selbsthass bis zur Selbstparodie. Sogar Blumenläden und Handyklingeln sind depressiv. Die Sache wird nur deswegen überhaupt erträglich, weil Kenneth Branagh und David Warner mitspielen.
Kaum war dieser erste Depressionsschub überwunden, wurde beim Zappen eine Doku über Dauercamper erwischt. Na, wenn schon depressiv, dann bitte richtig. Alte, nahezu nackte, faltige Männer beim Waschen im Freien. Oder beim Schlurfen übers Gelände in Badelatschen. Oder beim Bierholen, beim Nudelkochen, beim Autowaschen, beim halbnackten Klugscheißen über Gott und die Welt. Und das größtenteils in einem grauen Ruhrpott-Idiom Marke Herne oder Gelsenkirchen. Herrje, wo war noch mal der Strick?
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