Urbana, genannt Sascha, hat sich von Michail aus Wodgorice schon wieder entlobt. War eine kurze Beziehung. Michail ist in betrunkenem Zustand nackt durchs Dorf gerannt, den Zeigefinger der linken Hand im Hintern, und hat versucht, den Popen zu küssen. Als der nicht wollte, hat er ihn, mit der rechten Hand, am Bart bis zum Bach gezogen und ihn reingestoßen. Der Bach floss wegen der jüngsten Regenfälle in Wodgorice ziemlich schnell, aber das geschlossene Wehr bewahrte den Popen davor, weiter hinabzutreiben und in die Stromschnellen zu geraten. Nun sind alle peinlich berührt und beten in der Kapelle zum Heiligen Kniefall, dass das bloß keine Folgen hat. Verhagelte Ernte, missgebildete Kinder usw. Der linke Zeigefinger im Hintern ist zudem ein traditionelles Alarmzeichen: Der Volksglaube sagt, dass alle, die sich den Zeigefinger der linken Hand in den Hintern stecken, nach dem Tod zum Vampir werden. Der Pope ist jedenfalls schwer erkältet, und die Messe fällt aus, was im Dorf als kein gutes Zeichen gewertet wird. Die älteren Frauen schlagen sich mit Holzlatten gegenseitig auf die Rücken und klagen laut, ein alter Bußbrauch der Region. Michail wird nächste Woche ins Kloster des Heiligen Brotmessers gebracht, wo er ein Jahr lang Ställe ausmisten muss, nur Knoblauchsuppe zu essen bekommt und mit Holzlatten auf die Oberschenkel geschlagen wird. Außerdem ist einer der Störche in Wodgorice im Schlaf vom Schornstein gefallen, und Tante Brahilovic hat ihm das gebrochene Bein geschient. Urbana ist jetzt natürlich ziemlich aufgelöst wegen der Entlobung, aber es heißt, Dschinghis mache ihr schon Avancen.
Der DHL-Mann brachte neben solchen Geschichten aus seiner Heimat heute bloß ein kleines Päckchen, und darin befand sich erstaunlicherweise keine Arbeit, sondern großzügigerweise das nette Freiexemplar eines Buchs, von dem sich der Verlag zu Recht einiges erhofft. Ich mache hier gerne Werbung.
Na, bis morgen dann, sagt der Paketbote. Okay, sag ich und winke zum Abschied.
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