Der Reitersmann, leidenschaftlicher Verbrechensbekämpfer und freiberuflicher Superheld, hat heute Einbrecher in die Flucht geschlagen. Mitten am Tag. Die Festivitäten zur Überreichung der Ehrenbürgerurkunde werden gerade geplant.
Zur Unterstützung seines schweren freiberuflichen Alltags tritt der Reitersmann nämlich des Öfteren nach hinten raus auf den Balkon und quarzt eine. Das ist so weit nichts Neues, aber diesmal sah er von schräg oben herab zwei junge Typen südländischen Aussehens unten ums Haus schleichen, wobei der eine am Tiefparterre-Fenster des netten Fräuleins P., ihres Zeichens Studentin, verharrte, einen mordsmäßigen Schraubenzieher hervorzog und sich daran machte, selbiges Fenster aufzuhebeln. Flugs hatte er es offen, stieg auf die Fensterbank und bereitete sich auf den Einstieg vor. Der andere Typ ging derweil unter dem Balkon hindurch bis vorne an die Ecke, um Schmiere zu stehen. Nur eins, das machte er nicht, der Tropf: nach oben schauen, wo nämlicher Reitersmann erst interessiert und dann alarmiert des Geschehens gewärtig wurde. Dann rief nämlicher laut hinunter: „Und was wird das da?“
Ohne hochzuschauen oder auch nur zusammenzuzucken, springt der eine Typ von der Fensterbank runter, und beide verflüchtigen sich flotten Schritts, aber nicht rennend um die Hausecke Richtung Süden.
Der Reitersmann ruft sofort die Polizei. Fahndung wird eingeleitet aufgrund der Personenbeschreibung (erfolglos bisher, was man so hört). Junge, unaufgeregte Polizistin kommt mit Blaulicht vorbei, nimmt alles auf. „Zigeuner?“, fragt sie. „Ja“, sagt der Reitersmann, „ziemlich eindeutig.“ Weiter unten in der Straße gibt es dieses gewisse Wohnheim, und über die Tätigkeiten von dessen Bewohnern sind sowohl die Polizei wie auch die Bewohner des Viertels sehr wohl im Bilde. Vermutlich gibt’s da jetzt wieder eine kleine Razzia.
Der Reitersmann hat noch von einer anderen Gelegenheit die Handynummer des Fräuleins P., das von der Polizistin verständigt wird und umgehend von der Uni rübergeradelt kommt. Ihr Fenster steht ja noch offen. Der Reitersmann sei „ihr Held der Stunde!“. Er meint: „Seien Sie froh, dass ich als freiberuflicher Superheld so viel zu tun habe, dass ich dauernd Rauchpausen machen muss.“