Als Mitte September das Bundesverfassungsgericht die Begrenzung der TV-Gebühren durch die Länder für unzulässig erklärte, jubelte WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn in den Tagesthemen und tat beinahe so, als ginge aus seinem Hintern gerade die Sonne auf. Er gab das übliche Blabla von sich und machte seinen Verein für kontrollierte Blähungen zum bedeutsamen Bestandteil des planetaren Gefüges. Die öffentlich-rechtlichen Sender seien in ihrem Informations- und Bildungsauftrag gestärkt worden, während das dumpfe U-Fernsehen weiterhin den Privaten überlassen bliebe. Für die Zuschauer bedeutet dies natürlich baldige Gebührenerhöhungen, aber als Gegenleistung werden sie dafür von der ARD schlau gemacht.
Wie Herr Schönenborn sich diesen Bildungsauftrag vorstellt, konnte man soeben in „Pilawas großes Geschichtsquiz“ bewundern. Hier wurde jedes noch so niedrige Privatfernsehniveau mit einer imponierenden Mühelosigkeit unterschritten. Ein dummer Moderator befragt saudumme, möglicherweise sogar betrunkene Promis zu Skurrilitäten der Weltgeschichte, vorgestellt in Einspielfilmchen, in denen Wesen wie Mirja Boes oder Guido Cantz historische Figuren darstellen oder Blähbacken wie Nina Ruge geschichtliche Spekulationen zum Besten geben dürfen. Die letzte Ptolemäerin Kleopatra VII., die mit dem Rücken zur Wand für die Autonomie des letzten hellenistischen Königreichs kämpfte, wird von Mirja Boes verkörpert, einer Person, die in Discos auf Mallorca selbstreferentielle Lieder über Saufen und Ficken oder so was grölt. Zusammengestellt wurde dieses ganze Zeug von einer Redaktion, die von den öffentlich-rechtlich vorgeschriebenen siebeneinhalb Arbeitsstunden offenbar sechs mit Klebstoffschnüffeln verbringt. Der Rest ist ohnehin Mittagspause.
Natürlich ist das alles Etikettenschwindel. Es hat mit „Geschichte“ nichts zu tun, sondern ist dumpfes Entertainment von ganz unten, das nicht etwa bildet, sondern sich im Gegenteil die Ergebnisse der Pisa-Studie aneignet: Bloß nicht zu anspruchsvoll, sonst ist irgendwer möglicherweise überfordert und schaltet zu „Alarm für Cobra 11“.
Das Promi-Siegerteam, also dasjenige Paar, das am häufigsten aus Versehen die richtige Lösung gedrückt hat, kriegt aus unseren Gebühren 10.000 Euro, die dann einem Kinderhospiz gespendet werden. Warum überweist die ARD nicht gleich 10.000 Flocken, plus die stattlichen Produktionskosten dieser Prime-Time-Megascheiße, an die sterbenden Kinder und sendet stattdessen zwei Stunden Testbild? Also, ich hätte da durchaus Verständnis für.