Freitag, 19. Oktober 2007

Käffchen

Gestern waren der kommende Bestseller-Autor Frank Jöricke und ich ein Käffchen trinken. Er hatte einen geschäftlichen Termin in Köln, und da trifft man sich doch gerne mal. Fahre zum Neumarkt, um zwischen schicken asiatischen Strichjungen und verruchten Bars den Friesenwall hochzuflanieren bis zum Gerling-Areal mit seinem „ornamentlosen Monumental-Klassizismus“ – und seinen geschniegelten Anzugträgern, die die Gegend dominieren. Man kommt sich, unrasiert und in Cord-Jeans-Jacke, beinahe schäbig vor. Und benötigt eine Dreiviertelstunde, um den ganzen Block zu umrunden. Es war gestern zum ersten Mal dieses Jahr richtig kalt, und um Gerling herum ist es im Allgemeinen noch kälter. Ich stand ein bisschen vor dem Treffpunkt herum und ließ mich von einem kleinen Hund, irgendsoein Rauhhaarpinscher, anbellen, den eine Autofahrerin in ihrem BMW zurückgelassen hatte. Ich bellte zurück, aber ganz leise, damit Passanten mich nicht für einen Vollidioten hielten. Das Bistro war eines, das echt italienische Kaffeekultur servierte: Ohne Milch im Gesöff stirbt man den sofortigen Herztod. Wir waren mehr oder weniger allein und konnten in Ruhe über gemeinsame Bekannte und die Dorftrottel lästern. Der Autor schnorrte eine Zigarette und spendierte dafür den Kaffee.
Er hatte zwei Tage zuvor seine erste Lesung in der Heimatstadt, und die Leute zeigten sich überrascht, dass er seinen Roman nicht bei einem Regionalverlag publizierte, sondern draußen in der großen weiten Welt – in Münster. Also, so die vorherrschende Meinung, muss das Buch etwas Besonderes sein, wenn welche außerhalb Triers es gut finden. Meine Lebensgefährtin nahm meine Abwesenheit zum Anlass, fraglichen Roman nun endlich mal von hinten bis vorne komplett zu lesen. Als ich zurückkehrte, quiekte sie noch vergnügt. Danach schauten wir gemeinsam „Frauentausch“ auf RTL 2 und diskutierten dumme Menschen aus.
So, das war mein Tag …