Weil Lippe zurzeit ganz Deutschland beschäftigt, hier mal das erstaunliche „portrait of lip as a young man“. Faszinierend deshalb, weil es in meiner Studentenzeit jemanden gab, der ganz genau so aussah. Lippe, Nase, Frisur, Brille: der exakt gleiche Typ. Er saß während der Pausen allein in der Nichtraucherecke herum, eine großkotzige Aktentasche aus Krokoleder-Imitat neben sich, aß mit enervierend langsamem Tempo Schinkenbrötchen mit Gurken und krümelte sich dabei voll. Dann stand er auf, klopfte sich die Krümel weg und sprach mit zitternder, feuchter Unterlippe, an der noch Brötchenreste klebten, Kommilitoninnen an. Jahrelang ohne jeden Erfolg. Wir beobachteten das von gegenüber aus der Raucherecke und waren eines Tages völlig baff, als sich eine Blonde neben ihn setzte und ihn zu unserem Entsetzen, brrr, küsste. Sie war klapperdürr, trug taubengraues Tanten-Outfit, eine Perlenkette, eine Brosche und hatte Hasenzähne.