Gestern erstmalig die Comedia aufgesucht. Sie ist, wie schon mal vermeldet, nur zwei Fußminuten von uns entfernt. Sehr schöne Location in der alten Südstadt-Feuerwache, schick und edel. Ziemlich bürgerliches Publikum. Für die Merkliste: bei ausverkauftem Haus früh erscheinen, um möglichst weit vorne einen Platz zu bekommen, außer Spuckweite des Auftretenden, aber nah genug, um jedes mimische Detail mitzubekommen. Bei Kabarett könnte das entscheidend sein.
Für den Anfang hatten wir uns etwas Unverfängliches ausgesucht, sozusagen zur Eingewöhnung. Eine Show auf der Basis einer Radio-Comedy auf WDR2. Zwei Comedians, Männlein und Weiblein, imitieren Polit- und sonstige Stimmen und stellen es auf der Bühne halbwegs szenisch dar, unterstützt von Soundfiles.
Es ging über zweieinhalb Stunden, und ein paar laute Lacher waren drin. Einiges war druckvoller und besser als halbgares oder schwaches Kabarett, aber für die Laufzeit war es mir insgesamt doch zu beliebig und redundant. U-Radio ist nicht mein Medium und der darin verbreitete Humor nicht ganz mein Fall. Die Gattin kennt die Formate und findet sie im Radio knackiger als jetzt auf der Bühne. Unser Lachpegel hielt sich in überschaubaren Grenzen, nichtsdestotrotz fühlten wir uns genug unterhalten fürs Geld, und der Abend wurde als „nett“ bewertet.
Die fremde weibliche Person, die auf der anderen Seite neben mir saß, empfand das nicht so. Sie brüllte und johlte bei jedem Gag, schnappatmete, grunzte, trampelte mit den Füßen, warf sich im Sitz vor und zurück, so dass sie der ganzen Sitzreihe eine nicht angeforderte Dienstleistung in Form einer Rückenmassage verpasste – zweieinhalb Stunden lang. Schön zu sehen, wenn Leute mal so richtig glücklich sind. Und meinem Rücken geht’s auch besser, ehrlich gesagt.
Wir arbeiten uns im Herbst kabaretttechnisch weiter hoch, was dann bei Josef Hader, dem König der allumfassenden Lebensschwärze, seinen Höhepunkt finden wird.
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