Wurde jüngst neu aufgelegt von Cherry Red Records: Space Bandits von 1990. Von mir damals noch als LP gekauft, später ersetzt durch eine japanische CD. Ein erneuter Kauf steht an, denn es gibt ein bisschen rares Bonusmaterial, vor allem die Live-Studio-Version von "Out of the Shadows".
Ein Übergangsalbum von den 80ern in die 90er, das die Aufmerksamkeit der damaligen Rave-Szene auf die Veteranen lenkte. Und das, obwohl diese kurze Phase eher als neo-proggig gilt und dem kathedralenhaften Rock-Sound wieder mehr Raum gab. Zuvor hatten Drummer Thompson und Gitarrist Lloyd-Langton ihren Abschied genommen, während Schlagzeuger Richard Chadwick hinzugestoßen war. Ebenso kam der einst von David Bowie abgeworbene Geiger Simon House für kurze Zeit wieder ins Spiel. Als neues Mitglied wurde Sängerin und Performerin Bridget Wishart rekrutiert, die sich allerdings, wie sich später zeigen sollte, nicht gänzlich wohlfühlte in dieser Band. Sie singt auf diesem Album unter anderem den langen Song „Images“, einen sehr maßgeblichen und typischen Hawkwind-Song dieser Epoche.
Die Besetzung, die um 1990 herum auftrat, war live besser als auf Platte, auch wenn die performerischen Elemente Wisharts eher an avantgardistisches Schülertheater erinnerten und Harvey Bainbridges Endlos-Rezitationen seiner mittelmäßigen Spinner-Texte einem irgendwann ziemlich auf den Senkel gingen. Musikalisch war das jedoch eine dynamische Epoche, die Space Bandits da einleitete.
Chadwicks Schlagzeugspiel ist eine Wohltat im Vergleich zu dem seines Vorgängers. Harvey Bainbridge macht halbwegs erfolgreich auf Keyboard-Wizard, Dave Brock zieht sich von den Synths zurück und gibt der Gitarre viel Raum. Alan Davey ist noch nicht ganz so Motörhead-mäßig drauf wie später. Houses Violine sorgt für erfreuliche Rasanz, vor allem wenn sie Leadgitarren-Funktionen übernimmt.
Das Album bleibt recht konzeptlos, wirkt aber entschlackter und wieder deutlich druckvoller und dynamischer als der Vorgänger Xenon Codex. Und dunkel-dräuend in der Gesamtanmutung, regelrecht bedrohlich. Im Hawkwind-Kanon ist es ein eher mittelprächtiges Album, aber als unvorbereiteter Hörer könnte man hier überrascht werden. „Out of the Shadows“ mauserte sich seitdem zum kräftig drauflos rockenden Live-Klassiker, der sich zum harten Jammen vorzüglich eignet. Das Überwechseln dieses krachigen Songs in die dunkel wirbelnde Soundwolke „Realms“ und wie nach gut drei Minuten das pulsierende Irrlicht „Ship of Dreams“ daraus hervortaucht, gehört zu den besten Hawks-Momenten in vier Jahrzehnten Bandgeschichte. Die mystizistische Indianer-Sound-Collage „Black Elk Speaks“ geriet zu Unrecht in Vergessenheit und läuft heute vermutlich nur noch in irgendwelchen Esoterik- und Duftkerzen-Shops als Untermalung. „TV Suicide“ könnte das beste Stück sein, das Harvey Bainbridge im Hawks-Zusammenhang je erstellte, wenn er nur den Gesangspart weggelassen hätte. Ähnliches gilt für das verzichtbare „Wings“, als Soundscape ganz hübsch, als Komposition eines der vernachlässigbaren Davey-Stücke.
Ein brauchbares Album. Im Jahr darauf wurde der Sound durch den vorzüglichen Studio/Live-Hybriden Palace Springs noch mehr in Richtung Neo-Prog gesteuert.
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