Ich glaube, ich hätte mir Klaus Töpfer als Bundespräsident gewünscht.
Mein Opa war damals irgendwo hinter Saarbrücken zur Kur, und Töpfer zog gerade im Landtags-Wahlkampf durch die Kureinrichtungen, redete ein bisschen mit den kränklichen Leuten und verteilte Infoblättchen. Als meine Mutter und ich mit Opas Auto, einem alten Audi 80, zu Besuch kamen, war der alte Herr, dreißig Jahre lang CDU-Bürgermeister unseres Dörfchens, ganz aufgeregt, wedelte mit einem Packen CDU-Infoblättchen und verkündete, er hätte Töpfer höchstselbst die Hand geschüttelt. „Guter Mann, guter Mann! Den muss ich wählen!“ Durfte er aber nicht, denn er war ja kein Saarländer, sondern hier nur zur Kur. Die Infoblättchen nahm er trotzdem mit.
Töpfers Gegenkandidat, der amtierende Ministerpräsident Lafontaine, hatte als Schüler in der Eifel eine Zeitlang bei Opas Bruder zur Untermiete gewohnt und, viele Jahrzehnte später, bei des Bruders Ableben ein Kondolenzschreiben aus der Saarbrücker Staatskanzlei geschickt. Er hatte wohl in der regionalen Presse die Todesanzeige gesehen. Nette Geste. Das fand mein Opa damals auch, aber Parteienzugehörigkeit ist nun mal dicker als Wasser.
Töpfer verlor die Landtagswahl natürlich krachend gegen den Napoleon von der Saar. Opa fluchte selbstverständlich, fügte sich aber als guter Demokrat in sein Schicksal. Töpfi jetzt als Ersten Staatsmann gehabt zu haben, hätte ihm Freude bereitet. Mir irgendwie auch.