Mittwoch, 2. Mai 2012

1.Mai

Keine Kundgebung, nee. Bin Freiberufler und habe keine Lust, irgendwas kundzugeben. Stattdessen ein Eis in die Faust, dessen drei Kugeln eher sechs Kugeln sind. Ich hatte den Burschen mit der freigiebigen Eisportionierungskelle. Die Gattin hatte die Dame mit der weniger freigiebigen Eisportionierungskelle. Ihr Eis sieht nur halb so groß aus. Nachteil: Meine Kugeln laufen schneller weg, als man lecken kann. Danach die Hand in den Teich im Park stecken und abwaschen. Dabei aufpassen, dass sie nicht von einem rasenden Tretboot abgetrennt wird, was wiederum die Teich-Piranhas anlocken würde. Ich entwickle offenbar eine Grillrauch-Allergie, denn ich muss im Park dauernd niesen. Wir teilen die Grünanlage in Planquadrate, zählen die Leute in einem davon und rechnen dann auf den gesamten Park hoch. 5000 Menschen. Jeder zweite davon grillt. Ich muss niesen. 
Also weiter zur offiziellen Eröffnung der Freiluft-Spargelsaison. Da, wo der harte Kern der örtlichen Linken sich nach getaner Kundgebung versammelt, die Transparente in die Ecke stellt und sich zur Weltrevolution bei Spargel verabredet, weil die Kundgebung mal wieder nichts gebracht hat. Spargel. Keine Experimente bitte. Pralle, potente Stangen mit Hollandaise, Kartoffels und gekochtem Schinken. Da esse ich sogar aus Versehen die Teller- und Tischdeko mit. Danach noch Russische Schokolade. Am Nebentisch der Außengastronomie sitzt allen Ernstes Deutschlands allererfolgreichster Star-Comedian. Der Typ mit dem Bart(h), der mit seinen Männlein-Weiblein-Witzen angeblich alle Stadien der Republik vollmacht. Weiß nicht, ob’s stimmt, denn ich schalte immer weg, wenn der im Fernsehen ist. Heute erzählt er weder Männlein-Weiblein-Witze, noch isst er Spargel, sondern duckt sich unauffällig unter seine Schirmmütze und sieht ziemlich unheiter aus. Aber spielt nicht jeder von uns eine Rolle? 
Zurück zu Hause, auf dem Balkon, riecht es, als würden unten im Park 2500 Menschen grillen. Ich gehe niesend ins Bett.