Freitag, 1. August 2008

"Meine Gurke rutscht!"

Man muss es sehen, sonst glaubt man’s nicht. Boris Becker trifft Verona Pooth auf PRO7. Mister Indifferent meets Miss Hochfrequent und besucht mit ihr die relevanten Schauplätze ihres Daseins. Er bringt genau die richtige Einstellung mit, sein Verhalten entspricht dem Lebensmotto „Ich bin so scheißreich, dass mir ohnehin alles scheißegal ist, und du ordinäre Kuh sowieso.“ Sie betreten hauptsächlich die Luxusläden und Wellness-Shops auf der Düsseldorfer Kö und drumherum. Seien wir ehrlich, diese Schuppen haben diese beiden auch verdient. Der relevanteste Satz, der fällt, lautet: „Mein Gurke rutscht!“, und das kommt so: Verona Pooth hat Boris Becker eine Schönheitsmaske verpasst, und dabei verrutscht die einzelne Gurkenscheibe. PRO7 suggeriert derweil durch eingeblendete Playboy-Fotos von Frau Pooth, Boris Becker würde beim Wellness-Entspannen von einem Schäferstündchen mit diesem fleischgewordenen Minuszeichen träumen. Aber ihm ist alles zuzutrauen, das stimmt schon. Ob Verona Pooth beim Sex wohl auch redet? Danach geht’s noch zum sündhaft teuren Zigarrerauchen in irgendein Luxushotel, wo bereits jemand auf sie wartet, der nach Geld und Hipness duftet und aussieht wie ein ukrainischer Zuhälter. Er wird zwar großartig vorgestellt, spielt aber dann leider keine Rolle mehr. Vermutlich war das ein Musikproduzent oder ein PRO7-Redaktionsleiter.
Schließlich geht es per Privatjet nach Hamburg, zu Veronas Kindheit und Jugend. Ausgegraben wird auch die LP „ihrer Band“ Chocolate, darauf enthalten der Megahit „Ritmo de la Noche“, zu dem Verona eine Textzeile beigetragen hat. Boris Becker meint: „Ich hör dich gar nicht raus.“ Ein ergrauter Plattenverkäuferfuzzy, der nach toskanischem Rotwein riecht, steht daneben und lächelt weise. Ohne Punkt und Komma wird man danach zur Grundschule kutschiert, wo PRO7 für Verona Pooth eine Deutschstunde organisiert hat, mit ihr als Lehrerin. Wie viel Verachtung können Fernsehredakteure für ihre eigene Muttersprache eigentlich aufbringen?
Irgendwie befinden sich die beiden dann in Wien, wo Verona Pooth damals für viel Geld ihren Insolvenzjongleur geehelicht hat. Womöglich flogen sie und Boris Becker danach wieder zurück nach Düsseldorf und besuchten quasi als Vorausdeutung relevanter Lebensschauplätze die Räumlichkeiten der Steuerfahndung oder den Frauenknast. Keine Ahnung, ich saß bereits mit Durchfall auf dem Klo, las den Vorwärts und war echt froh darüber, Sozialdemokrat zu sein.

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