Samstag, 23. August 2008

Videofreuden

Mein jüngster Onkel war damals der Erste aus dem näheren Umfeld, der sich einen Videorecorder zulegte. Dürfte 1981 gewesen sein. Es war ein Betamax, und er hatte nicht mehr sehr lange Freude daran, weil VHS dabei war, den Formatkrieg zu gewinnen und er bald keine Filme mehr bekam. Sollte uns vorerst egal sein. Da er nur ein paar Schritte entfernt wohnte und fast jeden Tag von der Arbeit Leihcassetten mitbrachte, gingen mein Bruder und ich ihm bald auf den Keks, weil wir abends auftauchten, um mit ihm Filme zu gucken. Diese Verfügbarkeit geheimnisvoller Lichtspiele im ofengeheizten Wohnzimmer war ein Novum und ungemein aufregend. Umso besser, dass mein Onkel keinen irgendwie ausgebildeten Geschmack hatte und schlichtweg alles wegguckte, was ihm in die Finger kam, auch italienische Erotikkomödien der 70er. Gloria Guida, Edwige Fenech und solcherlei Scheißdreck, den ich damals nicht recht verstand, aber eben auch massig Action und Science Fiction, die ich sehr wohl verstand. Zum Beispiel solche Filme wie Starship Invasions, bei dem alle Beteiligten vorher einen IQ-Test durchlaufen mussten und sich herausstellte, dass der Dackel des Beleuchters eigentlich die Regie hätte übernehmen sollen.
Ab in die Ewigkeit war der erste richtig harte Film, den ich damals gesehen habe, mit vierzehn. „Hart“ in dem Sinne, dass er ein reines Slasher-Movie war, in dem es ausschließlich ums Abmetzeln ging, und das sogar recht hochbudgetiert. Mit Glenn Ford als Psychoonkel und der puppenhaft-schaurigen Melissa Sue Anderson aus Unsere kleine Farm als verstörte Schlitzschnepfe, die ihre Geburtstagsfeier auf unkonventionelle Weise nachholt. Im Kino war der Film wohl mal FSK18, aber bereits auf Video wurde er runtergestuft zu FSK16, nichtsdestotrotz ließ mein Onkel uns ihn nicht zu Ende anschauen, weil er um unsere geistige Gesundheit fürchtete. Er schaltete vor dem Finale aus. Okay, mein Bruder war gerade mal zehn. Nun muss man allerdings wissen, dass unser Onkel nicht so irre belastbar war und sich schnell erschreckte oder gruselte. Er hatte bei dem Film offenkundig mehr Schiss als wir Stümpfe. Ich war damals noch zu schüchtern, um nachts in seine Bude einzusteigen und den Film zuende zu gucken. Außerdem hätte ich den Videorecorder gar nicht bedienen können.
Ich habe mir den Film jetzt billig auf DVD geordert, um endlich mal den Schluss zu sehen, und referiere demnächst hier die Metzelszenen. Ich erinnere mich da noch an einige Schönheiten, aber es wird wohl so sein wie mit allem, was den Knaben angespitzt hat und was dem Manne nur noch ein müdes Seufzen entlockt ...

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