Der cineastische Nachbar hat mir zwei Filme ausgeliehen, japanisches Phantastisches Kino aus den 60ern. Ich war gestern Abend freudig der Wirklichkeit entrückt angesichts der Geistergeschichte „Hoichi the Earless“ aus dem Episodenfilm Kwaidan. Hochartifizielle und hypervirtuose Hearn-Verfilmung, selten etwas Prächtigeres gesehen.
Lafcadio Hearn (1850-1904) war ein Brite gemischter Abstammung, der es in Japan zu Ruhm und Ehre brachte und mit seiner Erzählungssammlung Kwaidan traditionelles japanisches Erzählen auch in Europa bekannt machte. In Deutschland wurde die Sammlung von Gustav Meyrink übersetzt.
Masaki Kobayashi schuf 1965 aus vier dieser Geschichten einen ursprünglich über 180 Minuten langen Episodenfilm, von dem Cineasten behaupten, er sei bis heute der beste Gruselfilm Japans. Extrem künstlich und stilisiert, perfekt arrangierte Räume und Landschaften, Illusionen von Außenaufnahmen in traumhaften Studiokulissen, gemalte Augen und Zeichen am Himmel, filmische Dynamisierung von Schlachtengemälden, traumatische Berührungen von (artifizieller) Realität und Geisterreich. Eine meisterhafte Meditation über das Sinnliche und das Übersinnliche. Von den Episoden ist wiederum „Hoichi the Earless“ die längste und schönste. Ein blinder Novize und virtuoser Lautenspieler gerät an die Geister eines Hofstaats, denen er wieder und wieder den epischen Gesang ihres eigenen Untergangs vortragen soll. Bis der Chefmönch dahinter kommt und einen – allerdings nicht ganz perfekten - Gegenzauber wirkt. Die anfängliche Schlachtsequenz, untermalt von klagendem Gesang, die Passage im Geisterreich mit dem sich stetig wandelnden Tableau an Gespenstern, die ästhetische Umsetzung des Ganzkörperzaubers sowie die anrührende Qualität der puren Geschichte sind etwas, das man so schnell nicht wieder vergisst. Poesie auf allerhöchstem gestalterischen Niveau. Wird heute noch mal angeschaut und dann beim nächsten Brauhaus-Abend ausführlich seziert.
Lafcadio Hearn (1850-1904) war ein Brite gemischter Abstammung, der es in Japan zu Ruhm und Ehre brachte und mit seiner Erzählungssammlung Kwaidan traditionelles japanisches Erzählen auch in Europa bekannt machte. In Deutschland wurde die Sammlung von Gustav Meyrink übersetzt.
Masaki Kobayashi schuf 1965 aus vier dieser Geschichten einen ursprünglich über 180 Minuten langen Episodenfilm, von dem Cineasten behaupten, er sei bis heute der beste Gruselfilm Japans. Extrem künstlich und stilisiert, perfekt arrangierte Räume und Landschaften, Illusionen von Außenaufnahmen in traumhaften Studiokulissen, gemalte Augen und Zeichen am Himmel, filmische Dynamisierung von Schlachtengemälden, traumatische Berührungen von (artifizieller) Realität und Geisterreich. Eine meisterhafte Meditation über das Sinnliche und das Übersinnliche. Von den Episoden ist wiederum „Hoichi the Earless“ die längste und schönste. Ein blinder Novize und virtuoser Lautenspieler gerät an die Geister eines Hofstaats, denen er wieder und wieder den epischen Gesang ihres eigenen Untergangs vortragen soll. Bis der Chefmönch dahinter kommt und einen – allerdings nicht ganz perfekten - Gegenzauber wirkt. Die anfängliche Schlachtsequenz, untermalt von klagendem Gesang, die Passage im Geisterreich mit dem sich stetig wandelnden Tableau an Gespenstern, die ästhetische Umsetzung des Ganzkörperzaubers sowie die anrührende Qualität der puren Geschichte sind etwas, das man so schnell nicht wieder vergisst. Poesie auf allerhöchstem gestalterischen Niveau. Wird heute noch mal angeschaut und dann beim nächsten Brauhaus-Abend ausführlich seziert.