Soeben neu erschienen als 2-CD-Special mit einer Menge Bonustracks aus den Archiven. Daher Pflichtkauf für den Enthusiasten.
Das letzte Album des Drei-Platten-Deals mit RCA. Von 1982. Der Konzern hat sich danach nie wieder für den Kram interessiert, sondern schickte zeitnah nur noch die heute superrare, irgendwie aber auch überflüssige Anthologie-LP Angels of Death hinterher. Die CD-Auswertungen der RCA-LPs blieben in den Neunzigern kleinen Labels vorbehalten. Demzufolge waren sie als CDs endlos lange vergriffen und wurden zu eklatanten Summen gehandelt. Bei Amazon-Marketplace wurde Choose Your Masques für über 200 € gesichtet. Damit ist jetzt Schluss dank Cherry Red Records.
Tolles Fantasy-Kapuzenmann-Cover, das mich 1982 sofort zugreifen ließ. Kurz darauf nahm ich Andreas H. ein Tape davon auf, weil er darum bat, und er meinte, es sei ganz, ganz furchtbare Musik. Er mochte eher so Phil Collins. Ich hätte es wissen müssen.
Tatsächlich war Choose Your Masques auch unter Eingeweihten heftig umstritten. Noch viel glatter produziert als Sonic Attack im Jahr zuvor, mit mächtig pumpenden, oft steril wirkenden Drumbeats, die entweder direkt aus der Maschine kamen oder von Drummer Martin Griffin auf den damals so beliebten Synth-Drums erzeugt wurden. Aus Copyright-Gründen nahm Michael Moorcock ein Pseudonym an, aber die von „L. Steele“ gefertigten Texte tragen eindeutig seine Handschrift. Mit an Bord war auch der ehrwürdige Schauspieler Ian Holm, allerdings nur in Form eines Dialog-Samples aus einem Hörspiel, was aber reichte, um ihn in den Credits zu nennen. Ebenso Dave Brocks noch junger Sohn Pascoe, der später eine Knast-Karriere einschlug. Und Frontmann Nik Turner tauchte auch wieder auf, ehe man sich in der Führungsetage der Band erneut überwarf.
Es geht allenthalben um Utopia und die generelle Unfähigkeit, es je zu erreichen. Und es geht auch ein bisschen um den mythisch überhöhten Kampf gegen diejenigen aus der Epoche, die alles kaputt machen wollten. Wieder ein reichlich hybridiges Album: lang anhaltende Elektronik-Exkurse mit Post-Disco-Prä-Techno-Beats und Gesprächsfetzen aus Dimension sieben, zwei schwächere Kompositionen Huw Lloyd-Langtons, eine gänzlich überflüssige Neuaufnahme von „Silver Machine“, aber eben auch der All-time-Favorit „Arrival in Utopia“, von dem heute noch kraftvolle Live-Versionen produziert werden. Dazu das wummernde Titelstück sowie das sehr eigenartige „Fahrenheit 451“, eigentlich ein Proto-Punk-Song aus Robert Calverts Feder, um 1978 herum skizziert, aber hier, 1982, erstmals das Licht der Öffentlichkeit erblickend, und zwar in einem HiTech-Metal-Kontext mit fixer Leadgitarre. Hört sich seltsam, aber gut an. Und die technoid pumpende, leadgitarrendurchgleißte Neuaufnahme des 74er-Klassikers „Psychedelic Warlords“ ist auch durchaus ein zweites Hören wert. Ein steifes, aber relevantes Album. Eighties total.
Die Bonustracks sind so lala, meistens 'slightly different versions'. Und Huw Lloyd-Langton hat die abgespeckte Version von „Candle Burning“ drei Jahre später mit seiner Lloyd-Langton Group besser und rockiger hinbekommen.
Die Bonustracks sind so lala, meistens 'slightly different versions'. Und Huw Lloyd-Langton hat die abgespeckte Version von „Candle Burning“ drei Jahre später mit seiner Lloyd-Langton Group besser und rockiger hinbekommen.
Das Bootleg-Doppel-CD-Album Collector's Series Vol. 2 dokumentiert in erträglichem Sound übrigens ein kraftvolles Konzert dieser Epoche und dieser Besetzung, mit Teilnahme Michael Moorcocks.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen