Hmm, es gibt ihn jetzt als Blu-ray. Ich besitze ihn als 1) VHS-Raubkopie, 2) als offizielle VHS, 3) als VHS-Aufnahme aus dem TV, 4) als auf DVD überspielte VHS sowie 5) als offizielle DVD. Zudem den Soundtrack als LP sowie ein inzwischen etwas angefaultes Filmplakat von damals. Man könnte angesichts dieser Tatsachen glattweg behaupten, ich sei Fan. Über die Qualität der Blu-ray habe ich noch nichts gehört und warte noch etwas ab. Manchmal wird ja nur suggeriert, die Qualität sei jetzt endlich endgeil, und in Wirklichkeit ist es bloß Bauernfängerei.
Für mich der kitschigste und beste Film der Welt. Seit 1981. Unerreicht. Unerreichbar. Ein Remake mit Bryan Singer als Produzent soll in der Mache sein; man hat jedoch schon länger nichts mehr davon gehört. Wir meckern also zu gegebener Zeit über diese mutmaßliche Blasphemie.
Ich klaue mal eben meinen eigenen Excalibur-Text aus dem Filmblog nebenan:
„Die Gleichaltrigen gingen damals, 1981, alle in Jäger des verlorenen Schatzes, während ich ganz allein für Boormans Arthur-Verfilmung anstand. Das war mir sehr recht, denn ich wollte niemanden dabeihaben, der den Film eventuell nicht versteht und mich zuquatscht. Er ist bis heute der beste reinrassige Fantasy-Film geblieben. Ich habe ihn hundertmal angeschaut, die Dialoge kann ich natürlich auswendig.
John Boorman macht es wuchtig, pathetisch, opernhaft, kitschig, arbeitet mit intensiven Farbdramaturgien, filmt großartige Landschaften ab, rekrutiert seine Darsteller-Crew von Shakespeare-Bühnen weg, schmeißt einem Blut und Schlamm um die Ohren, bis man weggucken muss, kurzum: Er zieht so richtig vom Leder. Alles, was an Arthur-Verfilmungen vorher war, wurde dadurch diskreditiert, alles, was danach kam, musste sich an Excalibur messen lassen, und scheiterte natürlich. Der Stoff muss weiterleben, weswegen Verfilmungen und Novelisierungen und Neuinterpretationen erwünscht sind, aber sie haben es naturgemäß schwer gegen Boormans Vorlage.
Die hirnrissigste Kritik, die damals aufkam, war die, der Film sei anachronistisch, weil Waffen und Rüstungen dem Spätmittelalter entnommen, der Zeitrahmen der Geschichte jedoch das früheste Frühmittelalter sei. Regisseur John Boorman und Drehbuchautor Rospo Pallenberg interessiert das null. Sie inszenieren keinen Historienschinken, sondern puren Mythos, quasi kollektives Unterbewusstsein. Nie wird das Land erwähnt, in dem das spielt, auch nicht die Epoche. Die Geschichte um König Arthur wird als ‚Traum’ definiert, entsprechend symbolbeladen ist das alles – Traum und Albtraum in konsequenter Kitsch-Vollendung. Das Magiekonzept war für die damalige Zeit neu und aufregend mysteriös. Wer ist denn bloß dieser geheimnisvolle ‚Drache’, von dem Merlin dauernd redet? Das Viech taucht ja nie auf! Natürlich nicht, denn es ist bloß ein Symbol für die Urkraft, mit der Begabte sich verschalten können. Ein kryptisches Symbol, das nie materiell wird und nur in Gestalt von Nebel wabert. Der moderne Fantasy-Film war damals noch ziemlich jung, und dieses Wegdriften vom bunten Kaugummi-Märchen hin zu Psychoanalyse und Mythos, zu C.G. Jung und überzeitlicher Motivik war für viele Zuschauer (und auch Kritiker) ungewohnt: ein aufgepeppter wagnerianischer Fantasy-Ritterfilm, der mit der Hochkultur ebenso wie mit dem Tiefenbewusstsein kokettierte. Nicht nur einfach eine Heldenmär mit Schwertern und Ivanhoe, der als Sieger vom Platz geht und die holde Jungfrau bekommt. Nee, hier dräut es dunkler und existentieller. Hier geht’s ans Eingemachte.
Ungemein effektiv ist auch der Soundtrack. Es war die Zeit vor dem großen Klassik-Boom, Sequenzen wie ‚Siegfrieds Begräbnis’ aus Götterdämmerung oder der Anfangsteil aus Carmina Burana waren noch nicht allgemein bekanntes Pop-Kulturgut, sondern, nun ja, richtiges Kulturgut. Excalibur setzt diese Sequenzen fulminant ein, schon die tolle Synchronisierung des Vorspanns mit dem Hörnerschall aus Götterdämmerung weist den Weg. Das war damals neu und dreist.
Es ließe sich viel über diesen geballten mythischen Film sagen, über seine damals verblüffend liberale FSK-12-Einstufung trotz expliziter Szenen des Grauens und des Verfalls (so etwas hatten zuvor eigentlich nur Monty Python gemacht, und das auch nur halb so konsequent), über die Riege von Darstellern, aus der ausgerechnet der Hauptdarsteller kinomäßig nicht mehr viel mehr reißen konnte (außer bei Derek Jarman), aber allerhand Nebentypen mit den Jahren zu Stars aufstiegen: Liam Neeson, Patrick Stewart, Gabriel Byrne, Helen Mirren. Über den besten Merlin der Filmgeschichte, den unübertrefflichen Nicol Williamson. Über das Set-Design und Kamera-Virtuose Alex Thomson (+ 2007) und dessen Ideen irgendwo zwischen Präraffaelismus, Hieronymus Bosch, deutscher Romantik und Kelten-Mystizismus. Und über rohen Rittersex vor dem Kaminfeuer - in der Rüstung!
Ein Film, von dem man träumt, und genau das ist ja auch seine Absicht.“
Ein Film, von dem man träumt, und genau das ist ja auch seine Absicht.“
Er trat damals zusammen mit Conan dem Barbaren an, hatte aber im Gegensatz zu diesem keine nennenswerte Wirkungsgeschichte. Während bald alle nur denkbaren und undenkbaren Barbaren die Leinwände und Videotheken bevölkerten, erlebte der Ritterfilm mitnichten eine Renaissance. Es gab lustigerweise eigentlich nur den völlig unbekannt gebliebenen deutschen Film Feuer und Schwert (mit dem jungen Christoph Waltz) sowie den italienischen Schund Das Duell der Besten (original: Orlando furioso, international: Hearts and Armours), der auf dem Rolandslied („Orlando“) beruhte und immerhin eine hübsche Ausstattung zu bieten hatte. Und importierte Hollywood-Titanen wie Leigh McCloskey und Tanya Roberts.
Der Tag des Falken und Flesh and Blood folgten erst 1985. Da war John Boorman schon längst im Smaragdwald.
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