Ich sehe in Prometheus drei bis dreieinhalb positive Dinge: schöne Landschaft, gigantischer Raumschiffabsturz am Schluss, einiges an „Macht die Räume eng“-Paranoia, die Herleitung des Alien-Wesens als mutierte Biowaffe der besonderen Art, sozusagen als nicht vorgesehenes ‚unerhörtes Ereignis’, sowie die Darbietungen von amoklaufenden Zeitraffer-Mutationen.
Dazwischen haben wir extrem flaches, völlig austauschbares, gesichtsloses Personal, dessen kriminell dämliche Hirnrissigkeit schon in Universal-Monsterfilmen der 30er Jahre verantwortungslos gewesen wäre. Das zentrale Forscherpaar befleißigt sich einer lächerlich selbstgefälligen Argumentation, die auch noch durch die Fakten verifiziert wird. Kopfschütteln, denn die ganze Mission erscheint höchst fragwürdig. Aufgelöst wird dieses Kuddelmuddel an hanebüchenen Motivationen auf eine überflüssige Art und Weise, die aus den Fünfzigern stammen könnte und mit einem grausam schlecht auf alt getrimmten Guy Pearce zu tun hat, bei dem man sich dauernd fragt, warum er nicht durch einen echten alten Darsteller ersetzt wurde. Von denen gibt’s vermutlich auch in Hollywood noch einige.
Dazu kommt das immanente Mysterienspiel, das um die Vorgaben der Alien-Filme herumscharwenzelt, dabei aber kaum etwas logisch vermitteln kann. Man ist auf Wikipedia-Einträge und Fanboy-Plattformen angewiesen, auf denen Leute über das Gesehene diskutieren und sich nicht wirklich einig werden. Und am Ende schafft Prometheus es auch nicht, einen korrekten Anschluss an den ersten Alien-Film hinzukriegen: Der „Konstrukteur“ stirbt ganz offenkundig nicht da, wo die Mannschaft der „Nostromo“ ihn später vorfinden wird.
Als eklatant empfinde ich den ‚ästhetischen Verrat’ des Films: Die enorme Fremdartigkeit, die völlige Nichtmenschlichkeit des havarierten Raumschiffs aus Alien, diese ebenso robuste wie suggestive Geburtskanalsymbolik im Giger’schen Biomechanoiden-Design und Neo-Gothic-Spukschloss-Ästhetik, die zu unser aller „filmischer Sozialisation“ (M. Pavlovic) beigetragen hat, wird enttarnt als humanoid. Als unsere Wissenschaftlerdarsteller die fremdartigen Wesen untersuchen, erweist sich alles Fremdartige als „Helm“ oder „Anzug“ – und darunter stecken Menschen mit unserer DNA. Um den wirren Prä-Astronautik-Plot rechtfertigen zu können, muss das Fremde relativiert werden. Ihm wird das Mysterium genommen. Prometheus vernichtet mit einem Federstrich jede Ehrfurcht, die man als Humanoider in diesem unbekannten, gefährlichen Universum jemals hatte. Alles ist Menschenwerk, sogar die Ungeheuer darin. Was danach noch an dahergestammelten Enthüllungen kommen mag, interessiert mich nicht mehr.