Der Radweg in die andere Richtung ist brandneu. Eingeweiht im April. Es gab jahrzehntelanges Hickhack zwischen der Verwaltung und Umweltschützern, die diese unangetastete Gegend für Lurche und Orchideen reserviert wissen wollten. Problem: Das knapp fünf Kilometer lange Teilstück war die einzige Radweglücke der Region und zwang Radwanderer zwischenzeitlich auf die enge und gefährliche Bundesstraße, weswegen die Radler viel lieber die schicke Radler-Brücke im Nachbardorf benutzten, unser Dörfchen umfuhren und auf dem tollen Radweg auf der Luxemburger Seite weitertrampelten. Es hat sich also kaum je ein Radtourist hierher verirrt, denn auch diejenigen, die aus der anderen Richtung kamen, wussten um diese Lücke und wechselten im dortigen Nachbardorf und am offiziellen Grenzübergang die Seite. „Isolation!“, schrien die Gemeindemenschen. „Wir verkümmern und verblassen! Überall schon Spinnweben! Wir brauchen Durchgangsverkehr! Frisches Blut! Unsere jungen Männer im heiratsfähigen Alter sitzen trübsinnig auf Bänken oder schrauben an Mofas, statt attraktiven blonden Radfahrerinnen hinterher zu spurten. Sie bekommen keine Bewegung, werden dick und impotent und fassen sich schon gegenseitig an!“
Es wurde schließlich nach bestimmt 25 Jahren ein Kompromiss zur Rettung des Genpools gefunden, der vorsah, dass der Radweg an einer ökologisch besonders heiklen Stelle „aufgebockt" wird. Durch ein Gitter fällt Licht auf die Pflanzenwelt untendrunter, und Lurche und solche Viecher können dort unten im feuchten Schatten ganz nett wohnen bleiben. Ab und zu fährt ihnen nur ein Fahrrad übers Dach, jedoch ist das Gitter so konzipiert, dass die Fahrgeräusche flüsterleise sind. Man hört nur von unten die Lurche friedlich schnarchen oder an seltenen Orchideen kauen. Ab und zu weht eine Dunstwolke durchs Gitter hoch, wenn eine Lurchenmutter für ihre Familie gerade die Kartoffeln aufsetzt.
Das Pferdchen jedenfalls ließ sich von mir willig dort entlang prügeln und witterte und schnaubte erregt. Es kannte natürlich nur die olle Bundesstraße weiter oben am Hang, die wir früher nehmen mussten, nicht jedoch diesen hypermodernen, schattigen Waldrandradweg mit Lurchkolonie. Wenn man tiefer in den dunklen Wald blickt, ahnt man, dass sich dort drinnen gruselige Dinge tun, moosige, ächzende Urgeschöpfe leben, die nicht zu unserem Raumzeitkontinum gehören, und schlafende Erlkönige, die bei unserer Vorbeifahrt kurz die Lider heben und wieder wegnippeln. Wir haben einmal, glaube ich, ein Feenwesen vorbeiflattern sehen, das uns genauer studierte, ehe es in Richtung Fluss abbog.
Es wurde schließlich nach bestimmt 25 Jahren ein Kompromiss zur Rettung des Genpools gefunden, der vorsah, dass der Radweg an einer ökologisch besonders heiklen Stelle „aufgebockt" wird. Durch ein Gitter fällt Licht auf die Pflanzenwelt untendrunter, und Lurche und solche Viecher können dort unten im feuchten Schatten ganz nett wohnen bleiben. Ab und zu fährt ihnen nur ein Fahrrad übers Dach, jedoch ist das Gitter so konzipiert, dass die Fahrgeräusche flüsterleise sind. Man hört nur von unten die Lurche friedlich schnarchen oder an seltenen Orchideen kauen. Ab und zu weht eine Dunstwolke durchs Gitter hoch, wenn eine Lurchenmutter für ihre Familie gerade die Kartoffeln aufsetzt.
Das Pferdchen jedenfalls ließ sich von mir willig dort entlang prügeln und witterte und schnaubte erregt. Es kannte natürlich nur die olle Bundesstraße weiter oben am Hang, die wir früher nehmen mussten, nicht jedoch diesen hypermodernen, schattigen Waldrandradweg mit Lurchkolonie. Wenn man tiefer in den dunklen Wald blickt, ahnt man, dass sich dort drinnen gruselige Dinge tun, moosige, ächzende Urgeschöpfe leben, die nicht zu unserem Raumzeitkontinum gehören, und schlafende Erlkönige, die bei unserer Vorbeifahrt kurz die Lider heben und wieder wegnippeln. Wir haben einmal, glaube ich, ein Feenwesen vorbeiflattern sehen, das uns genauer studierte, ehe es in Richtung Fluss abbog.
Pferdchen und ich erschreckten mit unseren 40 Sachen zwei Nordic-Walker und hatten unseren Spaß wie früher. An zwei dorfbekannten Rentern flogen wir vorbei wie ein geräuschreduzierter Jet im Tiefflug, und das obligatorische gegenseitige „Tach!“ verwehte der Fahrtwind.
Nur Pferdchens Sattel ist seitdem nicht weicher geworden, also tut mir jetzt ziemlich der Arsch weh. Und wenn ich’s mir recht überlege, habe ich auch verdammt schwere Beine.
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