Der schwerste Unfall, den ich hatte, war einer mit dem Fahrrad. Im Sommer, leicht bekleidet und natürlich völlig ohne jedweden Körperschutz wurde ich auf der Dorfstraße unsicher wegen eines Autos, das hinter mir fuhr und mich arg knapp überholte. Ich fuhr ganz rechts, nahezu in den Gully. Als der Wagen vorbei war, kam ich aus dieser Scheißrille nicht mehr heraus und legte mich scheppernd flach. Zuerst war ich etwas benommen, dann rappelte ich mich auf, schob das Rad zum nahen Bauernhof und machte während des Humpelns die Schadensanalyse am eigenen Fleisch.
Der Lenker, dessen Gummihandgriff schon vorher ramponiert war und durch den blankes Metall schimmerte, hatte sich neben dem Hüftknochen ins Fleisch gebohrt und war wieder rausgeflutscht. Es war ein richtig tiefer, ausgefranster Riss, ein echtes Loch. Die wenigen Leute die mich heute so weit nackisch zu sehen bekommen, denken, es sei eine Blinddarmnarbe. Nee, sage ich, da hatte ich einen kompletten Fahrradlenker im Leib, lange bevor in Carpenters Fürsten der Dunkelheit erstmals jemand im Film von einem Fahrrad durchbohrt wurde. Das haben die von mir geklaut.
Der Arm war lädiert und zerschrammt, und er schwoll zudem in rapidem Tempo an und ließ sich bald nicht mehr beugen. Man vermutete einen Bruch, aber es erwies sich im Krankenhaus bloß als mächtiger Bluterguss in Ellenbogennähe. Eine drollige Wunde gab es auch auf der Schulter, genau auf dem Knochen, der dort oben einen Hubbel verursacht. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, jedenfalls war dort die Haut bis zum Knochen abgeschrammt. Es war nicht rot, es war eklig gelb – der blanke Knochen schaute raus und grinste. Außerdem waren Knie und Oberschenkel ziemlich zerschrammt, im Gesicht schwoll das Auge zu und wurde blau. Mein Vater musste von einem Familienfest in Euren nach Hause gerufen werden, um mich ins Krankenhaus zu fahren.
Als ich aus der Ambulanz heimkehrte, sah ich aus wie ein Wrack. Überall Verbände und Jod. Irgendwie gefiel mir das, denn es war äußeres Zeichen dramatischer Begebenheiten, ein Signal dafür, dass man etwas durchlebt hatte, dass man verdammt noch mal ein Kerl war. Es existieren noch Fotos oder Dias von einem Familienausflug zur Burg Eltz, auf denen ich stolz mit diesem Ambulanz-Equipment zu sehen bin. Dann fragen immer alle: „Warste im Kriech?“ Sag ich: „Yep."
Zweiter Unfall. Ich ziehe im Laufschritt meinen kleinen Bruder oder irgendwen sonst auf einem Schlitten die Straße herab. Einen Schlitten … die Straße … herab … ziehen. Ziemlich blöde Idee, die nicht gerade von physikalischem Instinkt zeugt. Es kommt, wie es kommen muss. Der Schlitten ist bald sehr viel schneller als ich, ich lasse ihn jedoch nicht los, er brettert mir in die Hacken, und ich rutsche aus. Wer hätte auch ahnen können, dass es auf Schnee glatt ist? Pralle mit dem Kopf gegen Nachbars Mäuerchen, reiße mir die Wange auf, von unterm Auge bis ans Kinn. Buchstäblich knapp am Kieferbruch vorbeigeschrammt. Es blutete wie verrückt, und es kam erstmals eines von diesen Spraypflastern zum Einsatz. Ich sah zwei Wochen lang aus wie ein Stammgast von Captain Blackbeard’s Spukkaschemme, aber es blieb nicht mal eine Narbe. Kann also so schlimm nicht gewesen sein.
Der Arm war lädiert und zerschrammt, und er schwoll zudem in rapidem Tempo an und ließ sich bald nicht mehr beugen. Man vermutete einen Bruch, aber es erwies sich im Krankenhaus bloß als mächtiger Bluterguss in Ellenbogennähe. Eine drollige Wunde gab es auch auf der Schulter, genau auf dem Knochen, der dort oben einen Hubbel verursacht. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, jedenfalls war dort die Haut bis zum Knochen abgeschrammt. Es war nicht rot, es war eklig gelb – der blanke Knochen schaute raus und grinste. Außerdem waren Knie und Oberschenkel ziemlich zerschrammt, im Gesicht schwoll das Auge zu und wurde blau. Mein Vater musste von einem Familienfest in Euren nach Hause gerufen werden, um mich ins Krankenhaus zu fahren.
Als ich aus der Ambulanz heimkehrte, sah ich aus wie ein Wrack. Überall Verbände und Jod. Irgendwie gefiel mir das, denn es war äußeres Zeichen dramatischer Begebenheiten, ein Signal dafür, dass man etwas durchlebt hatte, dass man verdammt noch mal ein Kerl war. Es existieren noch Fotos oder Dias von einem Familienausflug zur Burg Eltz, auf denen ich stolz mit diesem Ambulanz-Equipment zu sehen bin. Dann fragen immer alle: „Warste im Kriech?“ Sag ich: „Yep."
Zweiter Unfall. Ich ziehe im Laufschritt meinen kleinen Bruder oder irgendwen sonst auf einem Schlitten die Straße herab. Einen Schlitten … die Straße … herab … ziehen. Ziemlich blöde Idee, die nicht gerade von physikalischem Instinkt zeugt. Es kommt, wie es kommen muss. Der Schlitten ist bald sehr viel schneller als ich, ich lasse ihn jedoch nicht los, er brettert mir in die Hacken, und ich rutsche aus. Wer hätte auch ahnen können, dass es auf Schnee glatt ist? Pralle mit dem Kopf gegen Nachbars Mäuerchen, reiße mir die Wange auf, von unterm Auge bis ans Kinn. Buchstäblich knapp am Kieferbruch vorbeigeschrammt. Es blutete wie verrückt, und es kam erstmals eines von diesen Spraypflastern zum Einsatz. Ich sah zwei Wochen lang aus wie ein Stammgast von Captain Blackbeard’s Spukkaschemme, aber es blieb nicht mal eine Narbe. Kann also so schlimm nicht gewesen sein.