Habe ich eigentlich schon mal die Geschichte erzählt, als Gefreiter E. auf unschuldige Zivilisten geballert hat? Heute Nacht habe ich wieder davon geträumt.
Nein, er hat nicht wirklich auf sie geballert, nur in meinem Traum, wohl aber hat er damals das G3 durchgeladen, auf sie angelegt und mächtig gebrüllt. Es war Gelöbnis in der Kaserne, jener feierliche Moment, wenn das Jungkanonenfutter seine Haut verbal dem Staat verkauft. Die Besucher des Gelöbnisses, zumeist Familienmitglieder der Betroffenen, waren angehalten worden, ihre Wagen auf dem zentralen Parkplatz abzustellen und sich nur in der Nähe des Gelöbnisplatzes aufzuhalten – und keinesfalls herumzulaufen oder gar übers Areal zu fahren.
Wir, Gefreiter E. und ich, liefen derweil voll durchgestylt und komplettbewaffnet Streife oben im technischen Bereich und schützten staatliches Eigentum. Und was geschah nach dem Ende des Gelöbnisses? Kommt da so ein vollbesetztes Auto angeheizt, direkt auf uns zu und entgegen aller wohlmeinenden Anweisungen des Sicherheitsoffiziers, und die Insassen glotzen sich wie die Fische all unsere militärischen Geheimnisse an: elegante Wellblechschuppen, herumstehende Militärlaster Baujahr 1953, die Kasernen-Tankstelle. Da hat das Jungkanonenfutter sich also eingebildet, seiner Familie mal eben eine automobile Führung durch die Kaserne anbieten zu können. O je, dieses Jungvolk und seine Zivilistenfamilien! Sie hatten keine Vorstellung vom Ernst der Lage.
Das konnte Gefreiter E., Winzersohn von der Mosel, nämlich nicht dulden, riss sich die Waffe von der Schulter, lud für alle sichtbar durch, entsicherte und legte an. Ich sah ganz genau, dass er den Sicherungshebel auf Dauerfeuer stehen und den Abzugsfinger allen Ernstes bis zum Druckpunkt gekrümmt hatte, und machte mir eine Sekunde lang Sorgen um ihn und um das irre Glitzern in seinen Augen und sein lautes, unartikuliertes Befehlsgebell. Einen halben Millimeter weiter mit dem Fingerchen, und es wäre übel ausgegangen für die Glotzfamilie. Und vermutlich auch für uns.
Ich hob die Hand wie ein Schutzpolizist und trat dem Auto mit den Glotzfischen in den Weg. Und mit dem Rücken in die Schusslinie des Gefreiten E., wobei ich nicht wusste, ob er das Gewehr gerade rücksichtsvoll wegschwenkte oder weiter voll drauf hielt. Das Auto stoppte abrupt, und so schnell, wie dieser Wagen dann im Rückwärtsgang abdampfte, das bekamen damals nicht mal die Stuntleute des Siebten Sinns hin. Gefreiter E. rüstete umgehend ab und gönnte sich eine Zigarette.
Ja, okay, mit so einer Geschichte lockt man heute keinen mehr hinter dem Ofen hervor, heute ist so was in Bosnien oder Afghanistan gang und gäbe, womöglich sogar auf jedem zweiten Schulhof der Republik, aber damals war das wirklich irre sexy. Dennoch versuchte ich im Folgenden, Streifengänge mit Gefreitem E. zu vermeiden.
Nein, er hat nicht wirklich auf sie geballert, nur in meinem Traum, wohl aber hat er damals das G3 durchgeladen, auf sie angelegt und mächtig gebrüllt. Es war Gelöbnis in der Kaserne, jener feierliche Moment, wenn das Jungkanonenfutter seine Haut verbal dem Staat verkauft. Die Besucher des Gelöbnisses, zumeist Familienmitglieder der Betroffenen, waren angehalten worden, ihre Wagen auf dem zentralen Parkplatz abzustellen und sich nur in der Nähe des Gelöbnisplatzes aufzuhalten – und keinesfalls herumzulaufen oder gar übers Areal zu fahren.
Wir, Gefreiter E. und ich, liefen derweil voll durchgestylt und komplettbewaffnet Streife oben im technischen Bereich und schützten staatliches Eigentum. Und was geschah nach dem Ende des Gelöbnisses? Kommt da so ein vollbesetztes Auto angeheizt, direkt auf uns zu und entgegen aller wohlmeinenden Anweisungen des Sicherheitsoffiziers, und die Insassen glotzen sich wie die Fische all unsere militärischen Geheimnisse an: elegante Wellblechschuppen, herumstehende Militärlaster Baujahr 1953, die Kasernen-Tankstelle. Da hat das Jungkanonenfutter sich also eingebildet, seiner Familie mal eben eine automobile Führung durch die Kaserne anbieten zu können. O je, dieses Jungvolk und seine Zivilistenfamilien! Sie hatten keine Vorstellung vom Ernst der Lage.
Das konnte Gefreiter E., Winzersohn von der Mosel, nämlich nicht dulden, riss sich die Waffe von der Schulter, lud für alle sichtbar durch, entsicherte und legte an. Ich sah ganz genau, dass er den Sicherungshebel auf Dauerfeuer stehen und den Abzugsfinger allen Ernstes bis zum Druckpunkt gekrümmt hatte, und machte mir eine Sekunde lang Sorgen um ihn und um das irre Glitzern in seinen Augen und sein lautes, unartikuliertes Befehlsgebell. Einen halben Millimeter weiter mit dem Fingerchen, und es wäre übel ausgegangen für die Glotzfamilie. Und vermutlich auch für uns.
Ich hob die Hand wie ein Schutzpolizist und trat dem Auto mit den Glotzfischen in den Weg. Und mit dem Rücken in die Schusslinie des Gefreiten E., wobei ich nicht wusste, ob er das Gewehr gerade rücksichtsvoll wegschwenkte oder weiter voll drauf hielt. Das Auto stoppte abrupt, und so schnell, wie dieser Wagen dann im Rückwärtsgang abdampfte, das bekamen damals nicht mal die Stuntleute des Siebten Sinns hin. Gefreiter E. rüstete umgehend ab und gönnte sich eine Zigarette.
Ja, okay, mit so einer Geschichte lockt man heute keinen mehr hinter dem Ofen hervor, heute ist so was in Bosnien oder Afghanistan gang und gäbe, womöglich sogar auf jedem zweiten Schulhof der Republik, aber damals war das wirklich irre sexy. Dennoch versuchte ich im Folgenden, Streifengänge mit Gefreitem E. zu vermeiden.
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