Es ist noch nicht ganz so weit, aber ich bin ein Herbstkind und nähere mich meiner jährlichen biorhythmischen Hochphase. Der Geburtstag ist in gut einem Monat, und ich spüre da bereits was. Es wird langsam mal wieder Zeit. Braunes Laub, gefilterte oder ganz verborgene Sonne, Nebelschwaden, Einrollen in die süße Melancholie des Vergehens.
Auf dem Stadtbalkon ist man bereits jetzt einem Kastanien-Bombardement ausgesetzt, die ersten bräunlichen Blätter rieseln auch und bedecken die Flachdächer der Garagen. Im Hinterhof raschelt es schon im gefallenen Laub, wenn die Eichhörnchen nach ihren Preziosen suchen. Der Oleander kommt wahrscheinlich bald in den Keller, vorsichtshalber. Im Dunkeln nur mit T-Shirt und Unterhose auf dem Balkon stehen (keine Sorge, hinten raus!) und qualmen, wird zunehmend zu kühl. Muss mir vor dem Rauchen Hose anziehen und Pullover überwerfen. Die Katze wird auch dicker und flauschiger.
Wenn man erstmalig testweise die Heizung hochdreht, weht dieser „Wärmegeruch“ durch die Bude, der einen irgendwie schon an Weihnachten erinnert. Weihnachten ist dann allerdings wieder außerhalb der biorhythmischen Hochphase, denn die beste Zeit ist Ende Oktober bis Ende November. Braunschrumpelige Walnusszeit, Nebelzeit, Friedhofszeit, Vielfarbenzeit, Übergangszeit. Der Herzschlag wird langsamer.
An schönen Tagen gibt es auf dem Land auch diesen charakteristischen Geruch nach Herbstfeuern, wenn Bauern Vegetationsreste auf den Feldern verbrennen und Laubhaufen schwelen. Die Rauchsäulen ziehen erst schnurgerade nach oben, ehe sie gegen eine unsichtbare Barriere zu stoßen scheinen, abknicken und den Geruch gemächlich durchs ganze Tal tragen. Da muss man schon auf der Fahrt von den Höhenzügen ins Tal die Lüftung im Auto voll aufdrehen. Nachts blinkt an solchen Tagen der überwältigende, kalte Sternenhimmel auf einen herab, während man den Rauchgeruch noch in der Nase hat. Neben einem schnüffelt der Igel lautstark und macht sich über den Napf der Katzenstreuner her.
Am Tag schlurft man mit den Wanderstiefeln durch knisternde Laubschichten und schaut nach oben, wie die Knochen der Bäume in den schiefergraublauen Himmel greifen, als wollten sie sich daran festhalten. Oder man marschiert anderntags durch den Nebel, gespannt, was als Nächstes daraus hervortritt, während schon das Knacken von Ästen, das Rascheln von Laub und Atemgeräusche zu hören sind. Ein argloses Reh oder Wildschwein, ein Wanderer mit Hund, ein Erlkönig, der einen fressen will? Spannende Sache. Und aus den alten Baumstämmen in unmittelbarer Umgebung schauen einen grinsende Gesichter an, verfolgen einen mit starrem Blick und erzählen sich wahrscheinlich gerade gegenseitig Witze aus der römischen Besatzungszeit.
An den Stacheldrahtzäunen, an denen die Feuchtigkeit sich niederschlägt, bleibt man stehen, geht ganz nah heran und betrachtet einen Moment lang die grauschillernde Welt in einem Wassertropfen. Tags darauf, wenn die Sonne wieder scheint, werden diese Welten nämlich verdunstet sein. Herrje, ist das alles vergänglich, und man weiß nicht recht, ob dieser Schauder gerade von der Kälte kommt oder von so etwas Absurdem und völlig Unzeitgemäßem wie Demut. Aber die Erfahrung sagt einem, dass spätestens der Mai wieder alles neu macht. Also bitte keine Panik. Ein bisschen Melancholie hingegen muss drin sein.
Auf dem Stadtbalkon ist man bereits jetzt einem Kastanien-Bombardement ausgesetzt, die ersten bräunlichen Blätter rieseln auch und bedecken die Flachdächer der Garagen. Im Hinterhof raschelt es schon im gefallenen Laub, wenn die Eichhörnchen nach ihren Preziosen suchen. Der Oleander kommt wahrscheinlich bald in den Keller, vorsichtshalber. Im Dunkeln nur mit T-Shirt und Unterhose auf dem Balkon stehen (keine Sorge, hinten raus!) und qualmen, wird zunehmend zu kühl. Muss mir vor dem Rauchen Hose anziehen und Pullover überwerfen. Die Katze wird auch dicker und flauschiger.
Wenn man erstmalig testweise die Heizung hochdreht, weht dieser „Wärmegeruch“ durch die Bude, der einen irgendwie schon an Weihnachten erinnert. Weihnachten ist dann allerdings wieder außerhalb der biorhythmischen Hochphase, denn die beste Zeit ist Ende Oktober bis Ende November. Braunschrumpelige Walnusszeit, Nebelzeit, Friedhofszeit, Vielfarbenzeit, Übergangszeit. Der Herzschlag wird langsamer.
An schönen Tagen gibt es auf dem Land auch diesen charakteristischen Geruch nach Herbstfeuern, wenn Bauern Vegetationsreste auf den Feldern verbrennen und Laubhaufen schwelen. Die Rauchsäulen ziehen erst schnurgerade nach oben, ehe sie gegen eine unsichtbare Barriere zu stoßen scheinen, abknicken und den Geruch gemächlich durchs ganze Tal tragen. Da muss man schon auf der Fahrt von den Höhenzügen ins Tal die Lüftung im Auto voll aufdrehen. Nachts blinkt an solchen Tagen der überwältigende, kalte Sternenhimmel auf einen herab, während man den Rauchgeruch noch in der Nase hat. Neben einem schnüffelt der Igel lautstark und macht sich über den Napf der Katzenstreuner her.
Am Tag schlurft man mit den Wanderstiefeln durch knisternde Laubschichten und schaut nach oben, wie die Knochen der Bäume in den schiefergraublauen Himmel greifen, als wollten sie sich daran festhalten. Oder man marschiert anderntags durch den Nebel, gespannt, was als Nächstes daraus hervortritt, während schon das Knacken von Ästen, das Rascheln von Laub und Atemgeräusche zu hören sind. Ein argloses Reh oder Wildschwein, ein Wanderer mit Hund, ein Erlkönig, der einen fressen will? Spannende Sache. Und aus den alten Baumstämmen in unmittelbarer Umgebung schauen einen grinsende Gesichter an, verfolgen einen mit starrem Blick und erzählen sich wahrscheinlich gerade gegenseitig Witze aus der römischen Besatzungszeit.
An den Stacheldrahtzäunen, an denen die Feuchtigkeit sich niederschlägt, bleibt man stehen, geht ganz nah heran und betrachtet einen Moment lang die grauschillernde Welt in einem Wassertropfen. Tags darauf, wenn die Sonne wieder scheint, werden diese Welten nämlich verdunstet sein. Herrje, ist das alles vergänglich, und man weiß nicht recht, ob dieser Schauder gerade von der Kälte kommt oder von so etwas Absurdem und völlig Unzeitgemäßem wie Demut. Aber die Erfahrung sagt einem, dass spätestens der Mai wieder alles neu macht. Also bitte keine Panik. Ein bisschen Melancholie hingegen muss drin sein.
Lieber Reitersmann, danke für diesen Text. Wenn Sie noch ein genaues Datum preisgeben, komme ich zum Gratulieren vorbei, oder wir feiern zusammen.
AntwortenLöschenIch möchte gerne hierher verlinken und tue das jetzt ganz ungeniert.
Herzliche Grüsse !
Es ist der zweite Tag des Skorpions, und in jenem Jahr stimmte fünf Tage zuvor der Kanton Zürich gegen das Frauenwahlrecht. Außerdem wurde Barbados von Großbritannien unabhängig. Und in Deutschland nahm kurz darauf die erste Große Koalition die Arbeit auf - ja, es war ein wildes Jahr.
AntwortenLöschenVerzeihung, bitte, aber sowohl die Eidgenossen als auch die Barbadier erlebten die genannten politischen Höhepunkte im November.
AntwortenLöschenDer zweite Tag des Skorpions ist in meinem Universum aber noch im Oktober.
Trennen uns Welten oder doch nur zwei Tage?
Mir übrigens war mein Lebtag nie so schlecht wie an jenem Geburtstag, da mir ein Wohlmeinender eine Flasche des als Jahrhundertwein gepriesenen Geburtsjahrgangs offerierte. Und obwohl ich selber kein Instrument spiele, stehe ich unglaublich auf Musiker, auch auf Saxophonisten und selbst wenn sie Frauenkleider tragen.
Nobody is perfect !
(Schönster Schlußsatz der Filmgeschichte und mir offenbar mit in die Wiege gelegt.)
Zweiter Tag des Skorpions, kein Vertun. Mit den Ereignissen meinte ich nur das Jahr. Die Eidgenossen stimmten meiner Quelle nach am 20.10. gegen das Frauenwahlrecht.
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