Es ist einer jener zivilisatorisch verfeinerten Haushalte mit viel Kunst an den Wänden und allerhand herumstehenden Designobjekten. Signifikant für einen solchen Haushalt ist auch der klitzekleine Fernseher, in den Der Untergang des Römischen Reiches von Anthony Mann gar nicht hineinpassen würde. „Nein, wir schauen generell wenig fern.“ Schon klar.
Selbstverständlich wird hier auch nicht geraucht. Es gibt vermutlich im ganzen Haus keinen Aschenbecher, und wenn doch, dann handelt es sich vermutlich um ein Designobjekt vom Wert eines Kleinwagens. Auch niemand von den anderen Gästen raucht. Also entschuldigt man sich gelegentlich, tritt durch die Terrassentür hinaus ins kalte Freie und sagt, man wolle mal eben Luft schnappen. Sofern zwischen den Gesprächen über Kunst und Kultur und Korinthen überhaupt jemand die Abwesenheit bemerkt. Der Garten ist natürlich tiptop, man kommt sich als Raucher dreckig und deplatziert vor. Natürlich könnte man die Kippe irgendwo in den Schnee werfen, niemand würde sie vorerst bemerken. Nach dem nächsten Tauwetter könnte sich dies jedoch nachteilig auswirken. Die zerbröselten Reste der Kippe werden dann auf dem Rasen gefunden oder wenn im Frühjahr die Rabatten mit Designer-Blumen bepflanzt werden. Dann wird beim Nachbarn geklingelt und ein Krieg vom Zaun gebrochen: „Wer von euch Barbaren hat Zigaretten in unseren kulturell hochwertigen Garten geworfen!“ --- „Wat is, du Ei?“
Um solcherlei zu vermeiden, verfügt der seriöse, umsichtige Raucher über einen Taschenaschenbecher. Ein kleines Döschen, das auf Knopfdruck aufspringt, einen kleinen Ablagebügel für die Zigarette zum Vorschein bringt sowie einen Innenraum, in den Asche abgeschnippt und Filter ausgedrückt und schließlich gelagert werden können bis zur Rückkehr in barbarische heimische Gefilde, wo der ganze Inhalt einfach über die Balkonbrüstung gekippt wird. Der Taschenaschenbecher eignet sich weniger für Kettenraucher, denn in ihm ist Platz für die Rückstände von bestenfalls fünf Zigaretten, aber auf solchen kulturell verfeinerten Festivitäten wird der Raucher meistens ohnehin nicht sehr alt, obwohl seinen Taschenaschenbecher doch allen Ernstes ein Zitat vom ollen Geheimrat Goethe ziert.