Kleine sentimentale Ekstase, durchweht von einem nahezu unmerklichen Hauch Melancholie.
Randy Californias Album Restless von 1985 geriet für mich seinerzeit zum großen Mysterium. Ein begabter Songwriter, studiotechnisch auf der Höhe der damaligen Zeit, ein in den späten 60ern von Hendrix persönlich sozialisierter Gitarrenzauberer, der die ganzen mähnenschüttelnden Metallisten der Mittachtziger glattweg an die Wand dübelte und dabei doch ein verletzliches Timbre in seine Stimme legte, eine gewisse nachhallende Traurigkeit, die selbst konventionelle Songs eklatant melancholisch machte. Und kein Schwein interessierte sich für das Album. Randy wollte damit groß rauskommen, und wenn einer es verdient gehabt hätte, dann er. Endlos lange schon bildete er mit seinem Ziehvater, dem uralten Drummer Ed Cassidy, den kreativen Kern von Spirit, aber die Westcoast-Jazz-Psycho-Rock-Hippies waren eher die, die Achtungserfolge einheimsten, während die anderen das Geld verdienten. Randys erste Solo-Ambition datiert von 1973, darauf enthalten der wildeste Song, den ich bis in die erste Hälfte der 80er überhaupt je gehört hatte, „Downer“. Kein Wunder, wenn ein pickliger Alan-Parsons-Verwirrter zufällig auf die hyperbrachiale Psycho-Blues-Schlacht einer Band stößt, deren Bassist sich „Clit McTorius“ nennt. Danach hatte ich eine Zeitlang regelrecht Angst vor Rockmusik und wollte Priester werden.
Randy kam Ende der 70er nach England, wollte europäischer werden, professioneller, geschmeidiger. Was damals, 1985 und bei Restless, als astreine Studioproduktion galt, darf man heute ruhig als „käsig“ und „hoffnungslos überproduziert“ bezeichnen. Manches ist schwer erträglich, und dennoch … Mit dem lieblichen „Jack Rabbit“, dem stampfpsychedelisch wegdriftenden „No Man’s Heaven“, dem hochmelodischen „Run To Your Lover“ und dem Monumentalepos „Childhood’s End“ hat Randy einige der schönsten Rocksongs der gesamten 80er hinterlassen. Der Misserfolg des Albums, mitverursacht durch das skandalöse Desinteresse der Plattenfirma, war so demotivierend, dass Randy im Jahr darauf nur noch eine Platte nachschob, Neuaufnahmen älterer Stücke, die er verständlicherweise mit Shattered Dreams betitelte.
Randy California ertrank 1997 vor Hawaii, als er seinen Sohn aus einer Meeresströmung rettete, und wurde von den Fischen verspeist.