Zuerst die etwas tragische Oma, die in der Post den Betrieb aufhält, weil sie vom Mann hinterm Schalter selbstverständlich Dienstleistungen fordert, die heutzutage eigentlich der Kunde selbst erbringen sollte. Die Dienstleister hinterm Schalter sind auf so etwas nicht mehr vorbereitet. Paket packen, Klebeband drumrum, frankieren etc. Zur besseren Motivation gibt es lautstarke Anfeuerung und detaillierte Anweisungen seitens der Oma. Das Paket muss, wie die Dame schreiend mitteilt, „in die DDR!!!“. Der Dienstleister und die Leute in der Schlange verzichten auf Lektionen in Zeitgeschichte, da es sonst noch länger dauern würde. („Was? Es gibt die Zone nicht mehr?!!!“)
Nachdem diese Affäre ohne akute Hörschäden überstanden ist, läuft einem gleich draußen der Scheiße-Opa über den Weg. Den kenne ich schon. Ein sich mit Trippelschritten fortbewegender alter Herr, der eigentlich ganz seriös wirkt, aber „Scheiße!“ brüllt, wenn ihn irgendetwas irritiert. Und mit brüllen meine ich BRÜLLEN! Dazu stampft er einmal mit dem Fuß auf. Sein Ausbruch diesmal wurde eventuell verursacht von dem hingeschmissenen Kinderfahrrad, das ein antiautoritär erzogenes Hippie-Balg genau auf dem Engpass des Bürgersteigs drapiert hat, während es mit Herrn Zausel-Papa am Geldautomaten steht. Wenn man nicht über das Fahrrad stolpern und sich die Haxen brechen will, muss man drüberspringen oder es umkurven, um mit Passanten zu kollidieren, in eine U-Bahn-Baugrube zu stürzen oder vor vorbeifahrende Autos zu geraten. Ich war durchaus versucht, dem Scheiße-Opa vollinhaltlich zuzustimmen, aber nicht in dieser Lautstärke, Mann.
Man weiß es nicht, aber ich stelle mir vor, dass die beiden, Schrei-Oma und Scheiße-Opa, seit 1845 oder so miteinander verheiratet sind und sich nach der Rückkehr von ihren jeweiligen Abenteuern abends in der kleinen Wohnung austauschen. Schreit sie: „Habe heute erfahren, dass es die Zone nicht mehr gibt!!!“ Brüllt er: „Scheiße!!!“