Habe mich überzeugen lassen, statt des Polit-Thriller-Tags Dinos gucken zu fahren. Der Vorteil urbaner Lebensweise: Vor der Haustür in die Linie 16 einsteigen und nach einer Dreiviertelstunde durch verregnete Gewerbegebiete vor dem Museum Koenig in Bonn wieder aussteigen. „Argentinische Giganten“: rekonstruierte, komplettierte Dino-Skelette von südamerikanischen Fundstätten. Einer davon, der Argentinosaurus, ist, wenn ich's richtig verstanden habe, das zweitgrößte je aufgefundene Landreptil, und das aufrecht stehende Menschlein reicht ihm gerade bis zum Fußknöchel. Für die Darbietung des rekonstruierten Skeletts hat das Museum ein klimatisiertes Riesenzelt anbauen müssen, weil das Viech sonst nirgendwo reinpasst. Im ersten Stock des Hauptgebäudes erwarten einen weitere Raubsaurier-Skelette sowie Rekonstruktionen der Monster in kompletter Gestalt. Beliebtestes Fotomotiv der Besucher: verschrecktes Familienmitglied unter dem geöffneten Maul des Gigantosaurus-Skeletts. Das Museum Koenig versteht sich seit jeher als Lehrmuseum, deswegen keine Effekthascherei, keine pneumatisch-beweglichen Dinger, keine Soundschleifen oder Lightshows.
Sonntags sind natürlich ungefähr eine Million Kinder anwesend; sie hören auf Namen wie Merlin, Melvin oder Monika. „Merlin, hör auf, den Dino am Schwanz zu ziehen! Der schnappt sonst!“ Man muss mal wieder aufpassen, wo man hintritt, denn überall krabbeln die Blagen herum. Man kommt sich selbst vor wie ein Dino, möchte laut brüllen, anfangen, sie zu jagen, und sich danach die Reste aus den Zähnen pulen.
Die Dauerausstellung des Museums besteht ansonsten aus ausgestopften Viechern von allen Kontinenten. Ich wollte immer schon einen Schabrackentapir als Haustier haben, bin aber nun davon abgerückt, denn diese Kreatur ist verdammt groß und schwer. Beim Spielen im Park würde sie alle Hunde plattmachen. Und wenn sie sich erst mal daran gewöhnt hat, mit im Bett zu schlafen, wird es selbst im King Size zu eng. Wir haben uns dann darauf geeinigt, uns beizeiten einen Ameisenbär anzuschaffen. Schlank, geschmeidig, guckt niedlich und kann sich nützlich machen, indem er den Schwanz als Staub-Swiffer einsetzt.