Samstag, 5. Juni 2010

Naherholung

Passiert auch nicht jedes Jahr, dass der Tölzer Knabenchor der Gemahlin ein Geburtstagsständchen bringt. Vermutlich wusste der Chor gar nichts vom Jubeltage, gesungen hat er trotzdem, in Form einer mittäglichen Probe fürs abendliche Konzert im Altenberger Dom. Dorthin hatte uns der Weg geführt. Gerüchten zufolge ist es die zweitgrößte Kirche des Rheinlands, karge zisterziensische Gotik, und drumherum ist kaum etwas außer einem umgebauten Ex-Kloster, einigen Hotels und Restaurants, knackigen jungen Pilgerinnen und weniger knackigen schlurfenden Rentnern, einem uralten Märchenpark, einem mit einer verrotteten Plane abgedeckten Trabbi und einem weitläufigen Areal für Jakobspilgervolk und sonstige Besinnliche. Und ein ausgedehntes Wegenetz für den strammen Wandersmann, der über Stock und Stein kreuchen, das Rotwild beim Äsen beobachten oder einfach nur seine Ruhe haben möchte. Eine Abordnung des Tölzer Knabenchors trafen wir ebenfalls im Gehölz wieder: Nach der Probe verlustierten sie sich im Wald mit Flussüberquerungsspielen Marke Indiana Jones. Ob abends jemand von ihnen fehlte, entzieht sich unserer Kenntnis. Den keltischen Ringwall weiter oben haben wir nur bis zur Mitte bestiegen; es war zu heiß und zu steil. Als nach diesen zweieinhalb Stunden Wanderung schließlich diese riesige, eiskalte Cola vor mir stand, ließ ich sie erst fünf Minuten unberührt und starrte sie nur gierig an. Die Vorfreude auskosten. Als hübschestes architektonisches Fleckchen vor Ort erwies sich die etwas versteckte Markuskapelle, komplett von 1225, klitzeklein, gar dusterlich und gruftig und volle Kanne Mittelalter. Danach Bratkartoffeln mit Leberkäs und Sinalco an der Kuhwiese und gegenseitig den Sonnenbrand bestaunen.