Am "Tag der Forts" werden viele sonst unzugängliche Kölner Befestigungsanlagen geöffnet, und man kann sie zusammen mit fachkundigen Leuten begehen. Im Mittelpunkt stehen die Reste des preußischen Verteidigungsrings, der nach dem Wiener Kongress 1815 begonnen und stetig erweitert wurde, bis nach dem Versailler Vertrag die "Entfestigung" erfolgte. Adenauer ließ diese mit Bebauungsverbot belegten Areale später in einen Grüngürtel umwandeln, und die meisten der Fort-Reste befinden sich heute in Parks. Sie waren für lange Zeit Stiefkinder der Stadt, ehe man sie als spannende historische Zweckarchitektur wiederentdeckte. 52.000 Mann sollten hier ursprünglich stationiert werden, und hätte es jemals eine Armee (im Zweifelsfall die französische) auf Köln abgesehen, wäre es vor allem am äußeren Gürtel zu Szenen wie in Verdun gekommen.
Wir haben uns diesmal Zwischenwerk VIIIb in Marienburg ausgesucht, eine kleine, aber feine Anlage des Außenrings. Dieses „Biehlersche Schemafort“ war zur Rheinverteidigung gedacht, ist besonders typisch und wird seit 2003 vom ehrenamtlichen Verein CRIFA (Cologne Research Institute of Fortification Architecture) als Festungsmuseum vorbereitet. Endziel der wackeren Herrschaften ist es, die noch vorhandenen Gebäudeteile in den Zustand ihrer Fertigstellung von 1876 zurückzuführen, nachdem die Räumlichkeiten fast ein Jahrhundert lang zweckentfremdet worden waren. Der Verein hat bei eBay ein paar hübsche Einrichtungsgegenstände ersteigert, damit der Bau nicht ganz so karg wirkt. Hier die professionelle CRIFA-Fotostrecke vom jetzigen Zustand. Besonders beeindruckend: die „Sprengstelle“, an der bei der Schleifung die Spitzenkaserne von der Kehlkaserne abgesprengt und der breite Gang, durch den man die Geschütze transportierte, von Trümmern verschüttet wurde. Zu sehen gibt es ebenfalls die einzige in Köln erhaltene Kaponniere („Kampfblock“ für Gewehrschützen) sowie die, wie der nette CRIFA-Mann uns erklärte und vorführte, einzige originale und noch funktionstüchtige Fort-Klappbrücke deutschlandweit. Als sich draußen ein kleines Gewitter entlud, konnte man feststellen, wie exzellent die Lüftung hier drinnen funktioniert: Böen drückten Luft von außen in die Schächte, und schlagartig wechselte das Klima von schattig zu eiskalt.
Schade nur, dass beim Regenguss draußen die Dixie-Band ihr Tun beendete und der Bratwurstgrill dichtmachte. Ich hatte ein bisschen Hunger.
Sehr hübsch, sehr ehrenamtlich, absolut lohnenswert. Zwischenwerk VIIIb hat auch an anderen Tagen geöffnet.