Das erste Album der Meat Puppets stammt von 1982. Seit der zweiten Hälfte der Achtziger sind sie eine Konstante meines Daseins. Nebenprojekte und Besetzungswechsel eingeschlossen. Das liegt schlicht und einfach daran, dass die Band bis heute existiert und dass ihre Platten stets die Balance aus Vertrautheit und Innovation hinkriegen. Während andere alte Heroen wie Greg Sage sich völlig zurückgezogen haben oder Bob Mould mir zu konsumierbar wurde, boten die zauseligen Kirkwood-Brüder über die Jahre stets Verlässliches und blieben doch ewiger Geheimtipp. Hochästhetische Saitenquälerei, besessen von Schönheit und Melodie, melancholisch verhuschtes Americana-Wüsten-Idyll in Pastell oder bretthart nach vorne getriebener Psycho-Powerrock als Metallinstallation, Experimente in Sound und Arrangement. Bunt, impressionistisch, hochgradig organisiert, auch wenn es sich oft wie hingeworfen anhört. Dazu der Kontrast zwischen einer notorischen lazyness, die Entspanntheit signalisiert, und einer eklatanten Hyperaktivität in den Songs, die des Öfteren schier bersten wollen vor lauter Sound und Idee und drastischem Gitarrensolo. Poetische Texte wie unter Drogen, Bewusstseinserweiterung als Normalzustand. Mitte der Neunziger zerfiel die wunderschön eskapistische Künstler-Gegenwelt aufgrund persönlicher Probleme von Curt Kirkwoods Bruder Cris, dem Bassisten. Drogenkarriere, Todesfälle, Schießerei mit einem Wachmann, Bauchschuss, Knastkarriere. Curt widmete sich währenddessen diversen Projekten, führte die Band aber weiter mit anderen Musikern und der Option, seinen Bruder nach der Gefängnisentlassung zu reintegrieren. Cris Kirkwood ist seit drei Alben wieder essentieller Teil der Meat Puppets.
Das neue Album Lollipop ist eines der schönsten der ganzen Karriere. Zurückgenommene Power, trocken, transparent, mäandernd, gute Laune verbreitend. Eine stoische Schönheit.