Dienstag, 21. Juni 2011

Poststelle

Vor einiger Zeit gab es hier im Haus einige Rotation. Bekannte Mieter raus, neue Mieter rein. Der DHL-Mann, der monatelang eine andere Route fuhr und jetzt mal wieder auftauchte, erkannte das Klingelschild kaum wieder und lachte fast ungläubig. Wie gut, meinte er, dass eine Konstante bleibt: die Poststelle. Einfach die unterste Klingel betätigen, und der Typ im Hochparterre wird schon angespurtet kommen. Als neulich mal die Gemahlin rausrannte, weil der Poststellentyp unpässlich war, meinte der DHL-Mann allen Ernstes: „Ich kenne Ihren Mann gut.“
Unter den neuen Mietern sind welche, die äußerst rege dem E-Commerce zusprechen. Vor allem die Damen. Der Poststellentyp rennt also inzwischen vormittags dreimal raus an die Haustür, um dem polnischen DHL-Mann, dem aserbaidschanischen DPD-Mann und dem marokkanischen Hermes-Mann ihre Pakete abzunehmen und Unterschriften zu leisten. Angesichts dieses erhöhten Aufkommens wurde unlängst, natürlich per E-Commerce, ein ausgemustertes Fluggepäck-Röntgengerät bestellt und im Wohnungsflur der Poststelle installiert. Könnte ja Gefahr im Verzuge sein. Wer weiß, was man sich da tagtäglich in die Wohnung holt? Bisher waren aber nur Designer-Salzstreuer, Duftwässerchen, Unterwäsche mit Katzenmotiven („Superpussy“) und ein S/M-Lederhalsband drin. Eine der Damen hat mal ein Mini-Handwerker-Set bestellt, inklusive Wasserwaage. Wie bizarr. 
Im Laufe des Tages, meistens Abends, werden die Pakete dann den adressierten Damen überreicht. „Viieelen Dank!“ – „Kein Problem. Viel Spaß damit.“

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