Da steht man auf am Feiertag, holt die Zeitung rein, denkt sich nix – und verharrt irritiert im Hausflur ob dieses eigentümlichen, hallenden Plätscherns. Duscht da etwa jemand bei offener Wohnungstür? Oder pinkelt unten im Zwischenkeller ein Brontosaurier an die Wand? Mal eben die Treppe runter, Kontrollblick in den Zwischenkeller. Das Geräusch wird lauter. Und da haben wir’s auch schon: Aus der Wand hinten plätschert es nicht, es fließt gebirgsbachartig. Der Zwischenkeller steht drei Fingerbreit hoch unter Wasser. Der Wasserstand ist nur deshalb so niedrig, weil der Bach unter der metallenen Trenntür und durch Kabelschächte munter weiter in den Tiefkeller fließt. Wie lange das schon so fließt, ach was, strömt … wie es da unten wohl aussieht … keine Ahnung. Ich glaube, ein Brontosaurier wäre mir lieber gewesen.
Was nun? Darf ich mich wieder ins Bett legen und heulen? Nein, natürlich nicht.
Na ja, den folgenden Parcours möchte ich gar nicht im Detail beschreiben. Derjenige Mieter, der das Desaster als Erster entdeckt, hat die Arschkarte. Es ist das Ehepaar Reitersmann. Feiertag. Nirgendwo geht einer ran, einige der Nummern sind nicht mehr aktuell und führen u.a. nach Bayern. Die Handynummer irgendeines Verantwortlichen liegt nicht vor, wird aber nach einiger Mühsal ermittelt. Nur hat fraglicher Verantwortliche natürlich sein Handy abgeschaltet. Ist ja Feiertag. Stunden später ruft er doch zurück. Bei ihm piepen im Hintergrund die Vögelein.
Letztlich wird die Berufsfeuerwehr verständigt. Ein ganzer Einsatzzug kommt. Große, breite Kleiderschränke. Hochprofessionell, freundlich, sexy. Wir machen so’nen Scheiß jeden Tag, geht mal aus dem Weg, ihr kleinen, verängstigten Mieterlein. Nicht heulen, alles wird gut. Knisternde Funkgeräte, Äxte, Pumpen, Einsatzdress, Gummistiefel und Muskeln. Einer bleibt draußen am Löschzug zurück und raucht. Alles easy.
Wenn mal was ist: Ruf die Männer von der Feuerwehr, die können es, die labern nicht rum, die lassen die Muskeln spielen, die haben mächtige rote Äxte, hacken die Kellerwand auf und begeben sich durch bedrohlich schwappende Überflutungsszenarien auf die Suche nach dem Haupthahn. Du kommst dir ganz klein vor. Ich will auch Feuerwehrmann werden.
Der Schaden im Keller ist geringer als befürchtet, weil die Arschkarten-Mieter früh genug reagiert haben. Verlange Mietminderung wegen erwiesenen Heldentums. Aber das Problem heißt nun: Im ganzen Haus ist das Wasser abgestellt, und um die Schadensbehebung müssen sich jetzt wieder diese Immobilienfirma-Schluffis kümmern. Ich kaufe morgen vorsorglich mal eine ganze Palette Deoroller und stelle sie in den Hausflur zur freien Verfügung.
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