Gestern Abend wurde zusammen mit Herrn J. beim Klimmes mal die Qualität des diesjährigen Viez getestet. Sowohl die des süßen, nichtalkoholischen, wie die des sauren, alkoholischen. Eine schöne Kombination. Vom sauren Viez wird man besoffen, vom süßen kriegt man die Scheißerei. Ich bewundere Leute wie Herrn J., die danach noch Autofahren. Aber ich hatte einen sauren Viez mehr und darf deswegen behaupten, besoffener gewesen zu sein. Natürlich war das nichts im Vergleich zu früher, als man noch wusste, wie das Wort „Ekstseß“ buchstabiert wird. Heute geht unsereiner um 22 oder 23 Uhr in die Heia und ist froh drum.
Natürlich war die Sitzung nicht nur geprägt von Lallen und Blähungen, sondern es wurden desillusionierende Analysen angefertigt, in denen sich der süß-saure Charakter des Viez letztlich widerspiegelte. Über unsere neurotische Epoche des Gruppenkuschelns und des Pubertär-Romantischen, über die sich verengenden Fahrbahnbegrenzungen, das aufgeblasene Nerdtum allüberall, die notorisch beleidigten Kreativen und die Zeilenhonorare (18,47 € für einen Dreispalter). Mit zunehmendem Alter, zunehmender Professionalisierung und zunehmender Ignoranz entwickelt man einen wunderbar pointierten Welthass, der die olle Pumpe am Leben erhält. Ich habe mich entschieden, Herrn Js jüngsten Werbeklopper fortan stärker in Betracht zu ziehen: „Männer müssen nach draußen.“