Montag, 5. Dezember 2011

Plünderer

Mit das Schlimmste auf der Welt: Berufsschüler. 
Vor allem dann, wenn der Endverbraucher (= ego) gerade kontemplativ den Einkaufswagen durch den völlig leeren Supermarkt schiebt, die Regale studiert und auf Inspiration und Vision hofft. Dann fallen sie ein, die Berufsschüler aus der fragwürdigen Erziehungsanstalt nebenan. Immer zwischen 9.30 und 10.00 Uhr. Hundertfünfzig Stück auf einmal. Sie schreien, sie plündern, sie brandschatzen, hauen alles kaputt und vergewaltigen. Sie labern, sie kreischen, erzählen dumme Witze, sie rempeln, sie stehen grüppchenweise dumm herum und telefonieren mit ihren Handys. Sie kaufen nur sehr wenig – Kaffeekaltgetränke, Sandwiches, Croissants, Teilchen, Brötchen, Kaugummis –, verstopfen dabei erst die Gänge, dann die Backwaren-Ausgabe („Bitte benutzen Sie die Griffzange. Berühren verpflichtet zum Kauf“) und schließlich die Kassen („Sagen Sie unseren Mitarbeitern Bescheid, wenn mehr als fünf Kunden vor Ihnen stehen“). Die Schlange geht fast durch den ganzen Laden, und während sie warten, spielen sie Browser-Games auf ihren Handys (Jungmänner) oder zupfen sich gegenseitig an ihren Strähnchen (Jungmädels). Sie quieken, lassen Münzgeld fallen, dann ist auch noch der Zigarettenautomat an der Kasse leer. 
Der Endverbraucher schiebt seinen Einkaufswagen derweil ganz nach hinten in die äußerste Ecke des Markts (Dosengemüse und H-Milch), verharrt regungslos, verhält sich still, starrt teilnahmslos auf die Erbsen und Möhrchen und wartet, bis der Tumult sich legt. Es dauert danach eine Weile, bis er den zum Einkaufen nötigen Grad an Kontemplation wiedererlangt hat und sich nach vorne in Marsch setzen kann, um an der Backwaren-Ausgabe nachzuschauen, was die Plünderer ihm übrig gelassen haben.