Holla, unerwartet lebhaft gestern in der Außengastronomie auf dem Veedel-Bürgersteig. Eine Unzahl an Müttern mit Kindern und Kinderwagen. Statistisches Mittel: 3,4 Kinder pro Mutter. Irgendwo war wohl ein Nest. Internationaler Krabbelgruppen-Kongress oder so was. Sie flanierten im Rudel durchs Veedel, einige nutzten auch die Außengastronomie. Als wollten sie einen durch das geballte Aufkommen unter Druck setzen. Seht her, unser Leben hat einen Inhalt, eures hat keins. Besorgt euch auch euren Lebensinhalt. Der krabbelt dann den ganzen Tag lang den Leuten zwischen den Füßen herum, stellt sich neben einen Tisch und stiert die Gäste penetrant beim Essen an, rennt ständig vor die Autos und Radfahrer auf der Straße und bringt die Bedienung mit dem Tablett nicht nur einmal, sondern gleich dreimal zu Fall.
Nun, das Aufkommen sorgte für ziemliche Verzögerung bei den Bestellungen, und das Essen kam einfach nicht. Wir hatten Kohldampf und hätten beinahe den kleinen Thilo gegessen und eine Mutter ihres Lebensinhalts beraubt. Thilo war ein echtes Prachtstück an Lebensinhalt. Uns erwuchs jedoch Konkurrenz in Gestalt eines offenbar ziemlich hungrigen Hundes, der unter einem Stehtisch angeleint war und sich immer in Angriffsposition duckte und in Vorfreude die Schnauze leckte, wenn der herumflitzende Thilo ihm zu nahe kam. Das Essen erschien dann irgendwann doch, Thilo stand die halbe Zeit neben mir, starrte mich an und blies mir ins Gesicht, ehe er wieder in Richtung Hund abzischte.
Ich weiß nicht, wie’s ausging, weil wir dann doch irgendwann zahlten und uns satt, aber gewohnt lebensinhaltsleer vom Acker machten. Aber ich vermute, Thilo hat’s überlebt, denn sonst hätte heute Morgen irgendwas in der Zeitung gestanden.