Ich weiß gar nicht mehr, wann ich mir diese Adidas-Schuhe gekauft habe. Kommt mir vor wie ein Vierteljahrhundert. Sie waren überall hin mit, haben alles gesehen, hinterließen Spuren in allen möglichen Böden, waren Teil des Daseins und fügten sich klaglos ein. Man konnte sie bei jeder Witterung tragen: leicht genug für den Sommer, warm genug für den Herbst, dicht bei Regen und sogar bei Schnee. Sie waren schwarz mit weißen Streifen und weißer Ferse. Keine schmalen Sneakers, sondern robust, dabei jedoch sehr leicht und formschön und keinesfalls klobig. Und komplett stinkefrei, also vermutlich atmungsaktiv. Der Name und die Typenbezeichnung waren verblasst, ließen sich nicht mehr lesen. Offenbar gehörten sie jedoch zur Edition „Strength“, und natürlich sind sie beim Hersteller längst ersetzt worden durch hippere Öko-Modelle oder modische Albernheiten.
Sicher, sie waren ein bisschen arg abgelaufen und keuchten auch ein wenig bei schnellerem Schritt. Aber ich hielt ihnen die Treue. Sie müffelten auch nach all den Jahren noch nicht. Heute Morgen beim Einkaufen brach jedoch die Sohle des rechten Schuhs komplett auseinander. Sie zerbröselte nicht, löste sich nicht vollends auf, und ich schaffte es problemlos bis nach Hause. Aber es hat definitiv keinen Sinn mehr: Sie waren durch und mussten in die Tonne. Ich kehre gerade von diesem ihrem letzten Gang zurück und bin nun etwas melancholisch.