O weh, gestern war ein TV-Trailer zu sehen, laut dem Desiree Nosbusch am 8. Februar von einer Lawine verschüttet wird.
Lawine! Desiree! Fahr da bloß nicht hin, in die Berge! Mach das nicht!
Ich bin entsetzt, denn Desiree war meine erste mediale Liebelei. Eine mehrsprachige Luxemburgerin etwa in meinem Alter und ohne silbernen Löffel im Mund geboren, aber doch schon so viel weiter in ihrem Wunderkind-Appeal. Zuerst, Ende der 70er, kannte man sie nur aus dem Radio, RTL selbstverständlich, und womöglich von Fotos und himmelte sie an, dann ging sie leibhaftig zum ZDF und zeigte sich der Welt als Jungmädchen-Attraktion: Hits von der Schulbank, nachmittägliches Ferienprogramm oder Kindersendungen von der Funkausstellung, die sie allesamt souverän meisterte. In Anke erwuchs ihr bald Konkurrenz, aber Anke interessierte mich nie. Sie war für mich ein Neutrum. (Ist sie eigentlich heute noch.) Desiree hingegen hatte diesen multinationalen Charme, der aber irgendwie zugleich aus der direkten grenzüberschreitenden Nachbarschaft stammte. Wir waren ja selbst halbe Luxemburger. Man fühlte sich ihr seltsam nahe und nannte sie als langjähriger RTL-Hörer und Leser des Clubjournals gerne „uns Desiree“.
Bild beginnt ein Interview von 2008 mit den Worten: „Mal ehrlich: Fast jeder Mann war doch schon mal in Desiree Nosbusch verliebt“. Scheiße, echt? Da gab es noch mehr Kerle, die auf sie abfuhren? Okay, lag ich also seinerzeit nicht ganz falsch …
Na ja, irgendwann wurde es dann seltsam. Mit 14 oder 15, also in einem prekären Alter, erfuhr ich, dass Desiree mit ihrem 26 Jahre älteren Manager, auch ein RTL-Moderator und Leiter der Abteilung Kinderfunk, zusammenlebte. Häh? War sowas überhaupt erlaubt? Bossert, so der Name des Mannes, wurde nach dieser Bekanntgabe von RTL jedenfalls umgehend entlassen. Kurz darauf wurde man in der Bravo und der Cinema gewahr, dass Desiree, offenbar unter Bosserts Fuchtel, einen Imagewechsel anstrebte, der ziemlich nach hinten losging: Sie spielte als junges Ding splitterfasernackisch in diesem Film, in dem sie diesen Kerl mit einem elektrischen Messer zerteilte und aufaß. Eben noch Hits von der Schulbank im hippen 80er-Overall moderiert, dann ein Kannibalenkunstfilm? Schockschwerenot, was redete ihr ihr Manager und Lebensgefährte da bloß ein? Das Schlimmste an der Sache aber war, dass wir den Film nicht sehen konnten, denn er war erst ab 18.
Zwischenzeitlich wurde sie zum europäischen Aushängeschild, als sie Veranstaltungen wie den Eurovision Songcontest mehrsprachig moderierte, damals als der Ostblock noch Ostblock war und Europa Europa. Kurz darauf drohte sie allerdings in der wie wild rotierenden italienischen Frühachtziger-Filmindustrie zu versacken, als sie neben Adriano Celentano auftauchte, immerhin unter der Regie von Sergio Corbucci, aber mit dem war damals auch schon nicht mehr viel los. Nein, diese Filme wollten wir gar nicht sehen. Einige Zeit später erhob sie sich mit Good Morning Babylon und vor allem mit der kleinen luxemburgischen Produktion A Wopbobaloobop a Lopbamboom über das Profane, um sich dann nach Los Angeles zu verflüchtigen, aber da, Ende der 80er, hatte ich längst das Interesse verloren.
Brisante Details nachgeliefert: Desiree trennte sich 1990 endgültig von Bossert und beendete eine "unglückliche Zeit", wie sie in einem Interview bekundete. Geliebt habe sie ihn auch nie. Bossert wurde 1995 bei einem Familienstreit von seinem offenbar geistig verwirrten Sohn erstochen, und der Boulevard munkelte, das habe etwas mit Bosserts manischer Vernarrtheit in seine schutzbefohlene Desiree zu tun gehabt, die stets vor dem eigenen Sohn rangierte. Eine bürgerliche Tragödie, die Ausgangsstoff für einen Roman sein könnte, aber bitte einen guten, der alle Ambivalenzen wahrnimmt und einbezieht.
Desiree spielte seitdem außerhalb meiner Wahrnehmung in einigen internationalen TV-Produktionen und hat sich gut gehalten seit damals. Attraktive, seriöse Frau, muss man schon sagen.
Und jetzt soll sie von dieser blöden Lawine verschüttet werden. Gerade jetzt, wo sie mir wieder auffiel? Dieser Trailer war ein Schock, ich weiß gar nicht, ob ich emotional in der Lage bin, mir diesen Film anzuschauen.
Lawine! Desiree! Fahr da bloß nicht hin, in die Berge! Mach das nicht!
Ich bin entsetzt, denn Desiree war meine erste mediale Liebelei. Eine mehrsprachige Luxemburgerin etwa in meinem Alter und ohne silbernen Löffel im Mund geboren, aber doch schon so viel weiter in ihrem Wunderkind-Appeal. Zuerst, Ende der 70er, kannte man sie nur aus dem Radio, RTL selbstverständlich, und womöglich von Fotos und himmelte sie an, dann ging sie leibhaftig zum ZDF und zeigte sich der Welt als Jungmädchen-Attraktion: Hits von der Schulbank, nachmittägliches Ferienprogramm oder Kindersendungen von der Funkausstellung, die sie allesamt souverän meisterte. In Anke erwuchs ihr bald Konkurrenz, aber Anke interessierte mich nie. Sie war für mich ein Neutrum. (Ist sie eigentlich heute noch.) Desiree hingegen hatte diesen multinationalen Charme, der aber irgendwie zugleich aus der direkten grenzüberschreitenden Nachbarschaft stammte. Wir waren ja selbst halbe Luxemburger. Man fühlte sich ihr seltsam nahe und nannte sie als langjähriger RTL-Hörer und Leser des Clubjournals gerne „uns Desiree“.
Bild beginnt ein Interview von 2008 mit den Worten: „Mal ehrlich: Fast jeder Mann war doch schon mal in Desiree Nosbusch verliebt“. Scheiße, echt? Da gab es noch mehr Kerle, die auf sie abfuhren? Okay, lag ich also seinerzeit nicht ganz falsch …
Na ja, irgendwann wurde es dann seltsam. Mit 14 oder 15, also in einem prekären Alter, erfuhr ich, dass Desiree mit ihrem 26 Jahre älteren Manager, auch ein RTL-Moderator und Leiter der Abteilung Kinderfunk, zusammenlebte. Häh? War sowas überhaupt erlaubt? Bossert, so der Name des Mannes, wurde nach dieser Bekanntgabe von RTL jedenfalls umgehend entlassen. Kurz darauf wurde man in der Bravo und der Cinema gewahr, dass Desiree, offenbar unter Bosserts Fuchtel, einen Imagewechsel anstrebte, der ziemlich nach hinten losging: Sie spielte als junges Ding splitterfasernackisch in diesem Film, in dem sie diesen Kerl mit einem elektrischen Messer zerteilte und aufaß. Eben noch Hits von der Schulbank im hippen 80er-Overall moderiert, dann ein Kannibalenkunstfilm? Schockschwerenot, was redete ihr ihr Manager und Lebensgefährte da bloß ein? Das Schlimmste an der Sache aber war, dass wir den Film nicht sehen konnten, denn er war erst ab 18.
Zwischenzeitlich wurde sie zum europäischen Aushängeschild, als sie Veranstaltungen wie den Eurovision Songcontest mehrsprachig moderierte, damals als der Ostblock noch Ostblock war und Europa Europa. Kurz darauf drohte sie allerdings in der wie wild rotierenden italienischen Frühachtziger-Filmindustrie zu versacken, als sie neben Adriano Celentano auftauchte, immerhin unter der Regie von Sergio Corbucci, aber mit dem war damals auch schon nicht mehr viel los. Nein, diese Filme wollten wir gar nicht sehen. Einige Zeit später erhob sie sich mit Good Morning Babylon und vor allem mit der kleinen luxemburgischen Produktion A Wopbobaloobop a Lopbamboom über das Profane, um sich dann nach Los Angeles zu verflüchtigen, aber da, Ende der 80er, hatte ich längst das Interesse verloren.
Brisante Details nachgeliefert: Desiree trennte sich 1990 endgültig von Bossert und beendete eine "unglückliche Zeit", wie sie in einem Interview bekundete. Geliebt habe sie ihn auch nie. Bossert wurde 1995 bei einem Familienstreit von seinem offenbar geistig verwirrten Sohn erstochen, und der Boulevard munkelte, das habe etwas mit Bosserts manischer Vernarrtheit in seine schutzbefohlene Desiree zu tun gehabt, die stets vor dem eigenen Sohn rangierte. Eine bürgerliche Tragödie, die Ausgangsstoff für einen Roman sein könnte, aber bitte einen guten, der alle Ambivalenzen wahrnimmt und einbezieht.
Desiree spielte seitdem außerhalb meiner Wahrnehmung in einigen internationalen TV-Produktionen und hat sich gut gehalten seit damals. Attraktive, seriöse Frau, muss man schon sagen.
Und jetzt soll sie von dieser blöden Lawine verschüttet werden. Gerade jetzt, wo sie mir wieder auffiel? Dieser Trailer war ein Schock, ich weiß gar nicht, ob ich emotional in der Lage bin, mir diesen Film anzuschauen.