Freitag, 16. Januar 2009

Random Hold

Ich stelle fest, dass ich diese Band nach wie vor mag. Liegt daran, dass ich damals, erste Hälfte 80er, vom Progressive Rock her kam und im Rahmen meiner Peter-Hammill-Begeisterung auf Gerüchte stieß, Hammill hätte diese Band produziert. Als Produzent hatte Hammill sich sehr, sehr rar gemacht, also besorgte ich mir etwas von dieser mysteriösen Combo.
Später stießen übrigens zahlreiche Hörer aus dem Peter-Gabriel-Lager auf die Band. David Rhodes, Gabriels langjähriger Gitarrist, war vordem einer der Random Hold-Köpfe.
Obwohl die Band keinen nennenswerten Erfolg hatte und Bassist Bill MacCormick meint, sie hätten so gut wie überhaupt keine Platten verkauft und die Tantiemen seien dementsprechend lächerlich ausgefallen, findet man doch eine Menge Hintergrund-Material im Internet.
Die kurze Biographie von Random Hold und die multiperspektivische Sicht darauf ist ein schönes Schaustück, das sich um das Prinzip „Scheitern an sich selbst“ rankt. Hochtalentierte, gebildete Musiker und Intellektuelle mit künstlerischen Konzepten im Hinterkopf, in deren Zusammenwirken die Plattenfirmen einen kommenden Mega-Act vom Format von Ultravox, den Stranglers oder Roxy Music erkannten und sich gegenseitig überboten. Der stolze Sieger, Polydor, machte schließlich 80.000 Pfund für die Produktion des ersten Albums locker. Kurz darauf feuerte die Band ihren zweiten Gitarristen und Frontmann, weil er den Ambitionierteren unter ihnen zu unkonzentriert und zu poppig war. (Er war gerade verliebt.) Dieser Rausschmiss gefiel der Plattenfirma gar nicht, hatte sie doch in ihm das Zugpferd der Pop-Band Random Hold gesehen. Die Befürchtungen gingen dahin, die neu an Land gezogenen Helden würden nun doch zu arg "künstlerisch". Gleichzeitig ersetzten die Bandköpfe den Drummer, weil der sich eine Gelenkerkrankung zuzog, was wiederum einige als musikalisch wie moralisch fragwürdigen Akt einstuften. Zudem gab es offenbar politische Differenzen zwischen zwei Mitgliedern, längere Abwesenheiten von Gitarrist Rhodes zugunsten von Sessionarbeiten für Peter Gabriel, Unstimmigkeiten, was die beste Produktion des Demo-Materials betraf, und die unmittelbar aufeinanderfolgende Mitwirkung Peter Gabriels und Peter Hammills, was innerhalb der Band zu einer Lagerbildung führte. Bassist MacCormick gab dem "diktatorischen" Hammill die Mitschuld an einer zu dünnen Produktion. (Dabei spielte gerade MacCormacks Bass eine herausragende Rolle im Mix.) Tourneen als Vorgruppe von Peter Gabriel schienen von Erfolg zu künden, aber die Plattenfirma verlor nach unspektakulären ersten Verkäufen schlagartig das Interesse und kündigte den Vertrag. Zwischen den Mitgliedern kam es in der angespannten Lage zu Streit, McCormick wurde gefeuert. Er verlangte daraufhin das Geld, das er aus seinem eigenen Beutel in die Band investiert hatte, zurück und ruinierte Random Hold. Ausgerechnet Rhodes, die treibende Kraft beim Umbau der Band und der kreative Kopf, machte sich dann, als seine Vorstellungen alle umgesetzt schienen und eine neue Plattenfirma gefunden war, vom Acker, um neben hochpreisigen Sessionmusikern in der Begleitband Peter Gabriels zu spielen. Die beiden Übriggebliebenen, Drummer Phipps und Keyboarder Ferguson, machten mit neuen Musikern weiter, aber es blieb halbgar, weil die enormen Talente von Rhodes und MacCormick fehlten. Der Sound wurde auf „Burn the Buildings“ keyboardiger und verschwurbelter und geschmäcklerischer, hatte nicht mehr den knochentrockenen Anschlag der früheren Besetzung.
Schade drum, aber einige eindrucksvolle Relikte sind immerhin geblieben.
Nachtrag 04/2010: David Ferguson starb im Juli 2009 56jährig an Krebs.