O je, was haben die denn aus meiner Lieblingssendung gemacht? Kulturzeit auf 3sat (19.25 – 20.00 Uhr) war die ideale Plattform, um langsam und gediegen in den Feierabend zu gleiten und eventuell vor der Spielfilmschiene noch mal zivilisiert etwas Schlaf zu tanken. An das Nickerchen war allerdings nicht zu denken, wenn Ernst Grandits moderierte, denn man wollte keinesfalls seine neuesten bizarren Versprecher verpassen. Extrem gut war auch der gelegentliche Popmusik-Schnipsel am Ende, frühzeitig ausgeblendete Musikvideos von angeblich schrecklich angesagten Bands, die dann von jemandem wie Grandits anmoderiert werden mussten. Hipness pur.
Die Sendung will sich nun ein neues Gesicht geben. Das Studio wird umgebaut, weswegen es für zwei Wochen Kulturzeit Baustelle heißt.
Und das ist echt bizarr geraten. Der Scherz, eine Zehn-Minuten-Sendung als Loop dreimal hintereinander zu senden, um die halbe Stunde vollzukriegen, war eventuell hochkulturell begründet. Keine Ahnung, es war jedenfalls Blödsinn. Mir gediegenem Feierabendwegschnarcher geht jedoch Moderationsinnovatorin Katrin Bauerfeind irgendwie nicht aus dem Kopf. Kein Wunder, dass die "Kult" ist. Das Nickerchen entfiel, denn es war spannend, ihr zuzusehen. Junge-Leute-Feuilleton als zehnminütiger Dauer- und Ausnahmezustand. Eine auf reines Schwafel reduzierte Bildungsbürger-TV-Askese. Um mit Mr. Kurtz zu sprechen: „Das Grauen … das Grauen …“
Die Sendung will sich nun ein neues Gesicht geben. Das Studio wird umgebaut, weswegen es für zwei Wochen Kulturzeit Baustelle heißt.
Und das ist echt bizarr geraten. Der Scherz, eine Zehn-Minuten-Sendung als Loop dreimal hintereinander zu senden, um die halbe Stunde vollzukriegen, war eventuell hochkulturell begründet. Keine Ahnung, es war jedenfalls Blödsinn. Mir gediegenem Feierabendwegschnarcher geht jedoch Moderationsinnovatorin Katrin Bauerfeind irgendwie nicht aus dem Kopf. Kein Wunder, dass die "Kult" ist. Das Nickerchen entfiel, denn es war spannend, ihr zuzusehen. Junge-Leute-Feuilleton als zehnminütiger Dauer- und Ausnahmezustand. Eine auf reines Schwafel reduzierte Bildungsbürger-TV-Askese. Um mit Mr. Kurtz zu sprechen: „Das Grauen … das Grauen …“
Der Höhepunkt war jedoch das Interview mit Martin Walser. Das war echt frech. In Walsers neuem Roman Ein liebender Mann geht es bekanntlich um Geheimrat Goethe, der im hohen Alter romantische Gefühle entwickelte für die doch sehr junge Ulrike von Levetzow. Den Interviewbeitrag hatte man mit einem wunderbar subtextuellen Schnitt angereichert. Bauerfeind war dabei öfter im Bild als Walser. Während einer Lesung wurde sie, im Publikum sitzend, ständig dazwischen geschnitten, wie sie den alten Mann auf der Bühne anzuhimmeln schien. Das Interview auf der Kölner Rheinpromenade und an Bord eines Schiffs verfuhr so ähnlich: Walser als Substitut des alten Geheimrats, Bauerfeind als junges Ding, das sich womöglich ulriketechnisch an ihn heranmacht und ihm ergeben an den Lippen hängt. Man fragt sich unwillkürlich, ob es danach eventuell im Hotel Maritim zu einem One-Night-Stand kommt. Großartig. Das eigentliche Interview interessierte mich gar nicht, ich war fasziniert von diesem verspielten Schnitt.
Walser hat auf der Lesung hier in Köln auch gesagt, dass er die Interviews, die er zu "Ein liebender Mann" geben muss, zu 95% an junge, "ausnehmend hübsche" Frauen gibt. Warum, verstehe er auch nicht so richtig. Ahja.
AntwortenLöschenIch interpretiere es so: Er hat sich so lange in den ollen Dichterfürsten vertieft und Liebesbriefe aus dessen Perspektive geschrieben, dass die „amour fou“ ein Teil von ihm geworden ist. Und jetzt spielt er marketingtechnisch noch ein bisschen damit.
AntwortenLöschenDas ist wohl richtig, denke ich. Er hatte ja jetzt auch schon mindestens ein Buch über die Liebe von einem alten Herren zu einer jungen Frau..oder war da noch eins.. mh. Ich bin mir unschlüssig..
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