Sonntag, 9. März 2008

Turnschuhe

Gestern ist etwas geschehen, das auf Aktivitäten der Twilight Zone hinweist. Ein paar Meter von unserer Haustür entfernt gibt’s eine Fußgängerampel, die den kürzesten Weg in Richtung Chlodwigplatz markiert. Ich warte da auf Grün, es gesellt sich ein junger Typ hinzu, der eigenartig zappelt, als dauere ihm die Rotphase zu lange. Als es grün wird, überholt mich der Knabe aus dem Stand: schneller, schlurfiger Gang, braune Strubbelhaare, ungepflegter Vollbart, kackbraunes Kapuzenshirt, undefinierbare Trainingshose sowie blaue Bundeswehrturnschuhe, diejenigen, die während meiner Dienstzeit damals eingeführt wurden und heute immer noch in Gebrauch sind. Der Typ rennt nicht, geht aber schnell und ist schließlich aus meinem Blick verschwunden. Ich sinniere derweil über Jungmänner, die freiwillig Bundeswehr-Turnschuhe tragen. Entweder sind das extremistische No-Styler oder arme studentische Kirchenmäuse, die ihre Schuhe für Zweifuffzich beim Trödler erstehen müssen.
Ich biege auf die Merowingerstraße ab, und etwa auf der Hälfte der Distanz, circa drei Minuten, nachdem der Turnschuh-Bursche verschwunden ist, höre ich von hinten einen eiligen Passanten herannahen, der sehr flott geht und mich links überholt. Es ist der Turnschuh-Bursche: selber Gang, selbes Tempo, braune Strubbelhaare, ungepflegter Vollbart, kackbraunes Kapuzenshirt, undefinierbare Trainingshose und – jetzt kommt’s – weiße Adidas-Turnschuhe. Ich weiß genau, dass er vor drei Minuten noch Bundeswehr-Turnschuhe trug, denn ich habe ja die halbe Strecke bis hierher darüber nachgedacht. Ich muss kurz den Kopf schütteln, um herauszufinden, ob ich tatsächlich gerade hier durch die Südstadt tippele und nicht etwa noch im Bett liege.
Nun, er ist schnell wieder aus meinem Blick verschwunden, Richtung Chlodwigplatz, und es gibt keine Pointe dieser Geschichte. Ich finde die reine Beobachtung schon beunruhigend genug. Hier im Viertel stimmt was nicht.