Am Ampelmast vorm Haus, der traditionell als Anzeigenfläche dient, findet sich heute ein neuer handgeschriebener Zettel: „Wer bringt mir das Küssen bei? (Festnetznummer)“.
Die Person scheint in erotischer Hinsicht entweder recht offen oder ziemlich verzweifelt zu sein. Denn der Text wirft beim Adressaten gewisse Fragen auf, die durch ein daneben geklebtes Foto hätten geklärt werden können. Welchen Alters und justiziabel? Welchen Geschlechts? Hasenzähne? Herpes-Bläschen? Raucher? Lippen- oder Zungen-Piercing? Und wir wissen ja alle, wie das geht: Was passiert, wenn es nicht beim Küssen bleibt? Eher was Lockeres oder feste Beziehung? Kinderwunsch? Heirat? Aus Liebe oder aus steuerlichen Gründen? Zusammenveranlagung bei der ESt? Gütertrennung, ja oder nein? Eigenheim im Grünen oder Mietwohnung in der Stadt? Gemeinsame Grabstelle oder nicht?
Der Zettel ist mir zu vage.