Freitag, 30. Juli 2010

Sittich

Da ich gerade von der alten Kompaktanlage geschwärmt habe, hier noch etwas elektrisches Futter von damals.
Budgie („Sittich“): olle walisische Band unter der Leitung von Bassist Burke Shelley und mit wechselnden Mitspielern, aber immer als Rock-Trio und ohne Keyboards. Das Wappentier auf den Plattencovern ist der Wellensittich, der in alle möglichen futuristischen oder Fantasy-Kontexte gesetzt wird, teilweise von Fantasy-Illustrator Roger Dean.
In den frühen 70ern als Mitschwimmer im Led-Zeppelin-Kielwasser identifizierbar: eher Hardrock als Progressive, dennoch mit epischen Interessen; stoische Riffs, verformter Bluesrock, hoher Gesang. Ein bisschen Black Sabbath steckt auch mit drin. Viel Material, nicht immer konzentriert genug, teils sperrig und ermüdend, absurd lange Songtitel. Ein nicht kleinzukriegender, ewiger Geheimtipp. Ausgesprochen hübsch gerät etwa das psychedelische „Black Velvet Stallion“ von 1976. Die Band erlangte sehr viel später etwas Ruhm, als Metallica zwei ihrer Riff-Monster von 1973 coverte.
Während der späteren 70er tun sich gewisse Parallelen zu AC/DC und Rush auf, manchmal auch zu Motörhead. Um 1980 herum als (größtenteils erfolgloser) Major Act bei RCA und mitten ins Getümmel der New Wave of British Heavy Metal geworfen. Das Album „Power Supply“ (1980) destilliert und konzentriert den Sound, gerät kommerzieller und kam mir immer vor wie eines der signifikantesten Heavy-Rock-Alben der Welt. Kein Gewese, kaum Geklimper und progressives Däumchendrehen, null Horror-Schock-Okkult-Monsterquatsch, sondern Heavy-Rock bis zur totalen Besinnungslosigkeit. Manche der älteren Fans mochten es nicht. Gekauft circa 1983 im Kölner Saturn. Der stoische Opener „Forearm Smash“ gehört in die Walhalla des Heavy-Rock, gleich neben die AC/DC-Büste.