Gestern hat Pelzig die Geschichte erzählt von seinem Onkel, der sich absolut sicher war, dass der Russe an einem frühen Freitagabend kommen wird, weil er genau weiß, dass die Bundeswehr da schon im Wochenende ist. An dieser Überzeugung hielt der Onkel bis zu seinem Ableben fest. Er wurde übrigens an einem Dienstag von einem GI überfahren, und die Verwandtschaft hat sich danach "weggeschmissen". Jeder sollte so einen Onkel haben.
Ich bin im Übrigen gegen die Abschaffung der Wehrpflicht. Im Gegenteil, ich bin für eine Territorialarmee von mindestens 800.000 Mann Sollstärke. Warum soll den hedonistischen Bürschchen heute erspart bleiben, was wir damals mitmachen mussten? Passt nicht zur Verteidigungslage? Egal, war ohnehin alles Bullshit, es geht ausschließlich um den erzieherischen Effekt, den die Illusion von Territorialverteidigung hat. Damals war alles besser, nicht so ambivalent. Immerhin: In der Zeitung stand heute zu lesen, dass Feldmarschall Graf von und zu Gutte im Zuge seiner angedachten Reform die Standorte unserer ländlichen Region nicht schließen, sondern nur verkleinern will. Gastronomie und Einzelhandel atmen auf. Finde ich ebenfalls gut, denn ich wollte seitdem immer mal wieder zu einem Tag der offenen Tür in die Kaserne des Brunnenstädtchens, ein bisschen veteranentechnisch klugscheißen, spaßeshalber am Formaldienst teilnehmen, den alten, atombombensicheren Kommandobunker noch mal durchwandern und dort aufs Klo gehen, mein altes G3 streicheln und vielleicht auch noch einmal abdrücken und den Schlag in der Schulter spüren. Am besten auf dem Klo des Bunkers, weil es da so schön knallt. Aber das G3 geht heute bestimmt im Tschad oder so spazieren.
Um Spangdahlem muss man sich laut Zeitung auch keine Sorgen machen. Die F16 werden zwar in die USA rückgeführt, dafür aber kommen sexy Tarnkappenbomber und Drohnen. Heissa. Fahr ich bestimmt mal hin gucken, stelle mich an den Zaun und sage "Boah, das hollert im Tal!".