Als wackere Royalisten haben wir uns im English Shop für den heutigen Tag eingedeckt. Union Jack, Anis-Plätzchen, Tee, Schokotrunk von Cadbury. Für mich gibt’s Salt and Vinegar Chips. Lecker. Die Gemahlin trägt Hut und winkt mit dem Union Jack. Gesprochen wird heute nur Englisch. Eine originale Royalisten-Tasse aus der Staffordshire Pottery wurde bestellt, ist aber nicht pünktlich angekommen. Meine Schuld, war zu spät dran.
Schmucke Uniformen gibt’s zu sehen, allerhand Orden und Säbel. Super. Viele bizarre Hüte, die den Gesetzen der Physik spotten und vermutlich an die Köpfe genagelt worden sind. Die meisten Adligen haben abstehende Ohren, zu große Zähne und Putenhälse, aber das ist im Prinzip keine neue Erkenntnis. Die Bäume, die in der Kathedrale aufgestellt wurden, dienen als Austrittsmöglichkeit für inkontinente Mitglieder des House of Lords. Die Kameras schwenken derweil dezent weg. Einige der jungen blonden Adels-Chicks schauen etwas gequält drein, was daran liegen mag, dass längeres Sitzen mit goldenem Löffel im Arsch schmerzhaft ist. Und Menschenmassen können sie beeindruckend organisieren, die Briten. Sehr zivilgesellschaftlich und zugleich diszipliniert. Während alle Welt auf diesen bräsigen Balkonkuss wartet, fiebere ich dem Vorbeiflug der Ehrenformation der Royal Air Force entgegen. Ein Lancaster-Bomber, zwei Spitfires, danach zwei Eurofighter und zwei Tornados – während Kommentator Rolf Seelmann-Engerling von „Phantoms“ spricht. Keine Ahnung, der Typ.
Ein schönes Fest! Etwas nervig waren lediglich die ständigen Bild- und Tonsprünge in der ARD, die den ganzen bildgestalterischen Aufwand torpedierten. Die Gemahlin vermutet, dass im Ärmelkanal ein Fisch an der Leitung knabberte. Vermutlich ein sog. Sabotagefisch, den Anti-Royalisten vor Folkestone ausgesetzt haben.
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