In dem Buch, das ich gerade bearbeite, ist zwischenzeitlich die Rede von dem Luxemburger Henri Tudor, dem Erfinder des Akkus (luxemburgisches Patent: 1886). Ich hatte vage davon gehört, aber so richtig tiefgreifend bewusst war es mir bislang nicht: Der Erfinder des Akkus wurde im Südeifeldorf Ferschweiler geboren und verbrachte sein ganzes Leben im luxemburgischen Grenzdorf Rosport. Das liegt fünf Kilometer von meinem Heimatdorf entfernt und ist heutzutage, eigentlich schon seit Generationen, ein Hauptanlaufpunkt fürs Betanken der Grenzländer-Autos.
Weiter oben im Dorf befindet sich das sog. „Tudor-Schlösschen“, das ich als Kind und Jugendlicher immer für irgendeinen skurrilen Sitz einer englisch-luxemburgischen Adelsverbindung hielt. Tatsächlich aber ist es die Villa des Unternehmers Henri Tudor, die inzwischen zu einem kleinen Museum umgebaut wurde. Die Tudor-Villa war eines der ersten Gebäude in Europa, das durchgehend mit elektrischem Strom versorgt wurde. In unserem Rosport! Man glaubt es kaum. Den Strom lieferte eine alte Mühle am Fluss Sauer, die zuvor tausend Jahre lang dem Trierer Irminenkloster gehört hatte, genau wie übrigens auch mein Heimatdörfchen und seine Bewohner, also ziemlich wahrscheinlich auch meine eigenen Vorfahren. Schon 1886 beleuchtete Tudor auch die einige Kilometer flussaufwärts gelegene Kleinstadt Echternach mittels zentraler Stromerzeugung. Was Echternach zu einem der ersten dauerilluminierten Orte Europas machte. Ich finde, die Luxemburger und die Grenzländer wuchern viel zu wenig mit diesem Pfund. Gerade angesichts der IT-Gesellschaft, die ohne Akkus noch auf Trommeln und Rauchzeichen zurückgreifen müsste.
Tudor unterhielt eine kleine Fabrik in Rosport, expandierte nach Belgien, Frankreich und Deutschland und vergab genau definierte Lizenzen zu Bau und Vertrieb seiner Blei-Akkus an andere Unternehmen. Die 1887 so entstandene deutsche „Afa“ (Accumulatorenfabrik Aktiengesellschaft) wurde zum Weltmarktführer für Batterien, auch wegen des kriegswichtigen Baus von Auto- und U-Boot-Batterien. Ab 1922 gehörte sie zum Firmenimperium des Günther Quandt, war heftig umstritten wegen der Ausbeutung von Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg (Stichwort: Hannover-Stöcken) und wurde viel später zur VARTA.
Ich finde es durchweg erstaunlich, dass der Herr, der es mir ermöglicht, diesen kleinen Eintrag gemütlich und kabellos auf der Couch herunterzuschreiben, gleich von nebenan kam. Ich werde ihm beim nächsten Mal die Ehre erweisen und endlich mal seine dolle Villa besuchen.