Wie sympathisch! Da wurde ein neuer, 30sekündiger Ford-Werbespot mit „Master of the Universe“ unterlegt, und die Hawkwind-Fangemeinde steuert auf einen publizistischen Bürgerkrieg zu. Sofern man Facebook-Kommentare der Publizistik zurechnen darf.
Die eine Fraktion meint, es sei gut, dass die Musik ein größeres Publikum findet, und macht sich sogar Hoffnungen, die Jugend dahingehend erziehen zu können. Denn für die Jugend ist es völlig normal, dass sie ihr neues Ohrenfutter über Werbespots identifiziert – und für die Bands bedeutet es einen signifikanten Anstieg der Verkaufszahlen sowohl von MP3-Downloads wie auch ganzer CD-Alben. Solange der Spot der Jugend nur oft genug eingebläut wird.
Die andere Fraktion spuckt Gift und Galle und wirft der letzten echten Underground-Band der Welt vor, Ideale verraten und sich dem System angedient zu haben. Auto-Werbespot? O je. Die Band sei nun nicht mehr „moralisch besser“ als all die anderen Bands oder der Popstar von letzter Woche. Und überhaupt: Die Jugend interessiere das einen Scheiß. Zu beachten ist allerdings, dass die Band über den Werbespot lediglich informiert, nicht aber um Einverständnis gebeten wurde. Die Rechte des Stücks liegen nach wie vor bei der EMI. Geld gibt’s auch keines, und Titel und Interpret des Stücks werden im Spot nicht eingeblendet.
Ich selbst stehe der Sache indifferent gegenüber. Einerseits werden dreißig Sekunden eines monumentalen Psycho-Rock-Meisterwerks kontextlos zum Beliebigkeitsgedudel degradiert, andererseits berührt es, wenn diese vertrauten Klänge einen so unvermutet anspringen. Sympathisch finde ich aber auf jeden Fall den aus der Zeit gefallenen Disput zwischen Sozialpädagogen und Antikapitalisten, der uns an ideologisch verbindlichere Zeiten erinnert.