Da ich auf dem Dorf wohnte, in der Stadt zur Schule ging und die Busverbindung sporadisch war, musste ich oft die Nachmittage totschlagen und ging ständig ins Kino. Es wird wohl 1982 gewesen sein, als ich im Trierer Matinee-Kino Royal (oder hieß es damals noch Gloria?) John Carpenters Das Ende schauen wollte. Aus der Zeitungsanzeige ging nicht hervor, welche Altersfreigabe der Film hatte, also fuhren mein Vater und ich tags zuvor, nachdem wir eine Erledigung erledigt hatten, am Kino vorbei, um vor Ort nachzuschauen. Ich hatte nämlich kurz vorher in einem anderen Kino bei der Wiederaufführung von Mad Max ein ungutes Erlebnis gehabt, und mir bravem Dorfjungen ging gewaltig die Klammer. Die Kartenabreißerin hatte sich geweigert, mich einzulassen. Ich war zu jung, und sie zitierte sogar den Geschäftsführer herbei. Ich kam dann doch rein, nachdem der Geschäftsführer den Tonfall verschwörerisch gesenkt und zwei-, dreimal über die Schulter geblickt hatte. Der Grund: Ich besaß eine „Ehrenkarte“ der Tageszeitung, die das Kino der Anzeigenabteilung und deren Mitarbeitern überlassen hatte. Mein Vater staubte sie des Öfteren für mich ab, und ich kam im Atrium meistens umsonst rein und wurde sogar in die scheißteure Loge gedrängt. Ein Logenplatz war für die städtische Elite, für die VIPs, die Pfeffersäcke. Er kostete acht Mark, und man kam sich vor wie was Besseres. Cool. Bei Mad Max hatte es nun zum ersten Mal Ärger gegeben, und ich war traumatisiert.
Das war jedoch im gestrengen Atrium, nicht im Royal. Dort war die Moral bekanntlich lose (es wurden dort zu später Stunde, hüstel, Pornos gezeigt), dennoch wollte ich auf Nummer Sicher gehen, um nicht umsonst da hinzulatschen. An der Kasse gab es einen Schieberegler, mit dem die Altersfreigabe des jeweiligen Films eingestellt werden konnte. Hinter der Kasse saß eine uralte Hutzeloma, die auch gleich als Kartenabreißerin fungierte. Über ihr am Schieberegler war für Das Ende „ab 18“ eingestellt, und ich dachte: blöd. Wir fragten bei Oma noch mal nach, sie schaute nach oben, griff sich ein Lineal und schob den Regler eine Position zurück. „Nee, ist ab 16“, meinte sie, ohne uns anzusehen. Ich war beruhigt, wir gingen wieder, und beim Rausgehen sahen wir, wie sie den Regler wieder auf 18 schob.
Das war jedoch im gestrengen Atrium, nicht im Royal. Dort war die Moral bekanntlich lose (es wurden dort zu später Stunde, hüstel, Pornos gezeigt), dennoch wollte ich auf Nummer Sicher gehen, um nicht umsonst da hinzulatschen. An der Kasse gab es einen Schieberegler, mit dem die Altersfreigabe des jeweiligen Films eingestellt werden konnte. Hinter der Kasse saß eine uralte Hutzeloma, die auch gleich als Kartenabreißerin fungierte. Über ihr am Schieberegler war für Das Ende „ab 18“ eingestellt, und ich dachte: blöd. Wir fragten bei Oma noch mal nach, sie schaute nach oben, griff sich ein Lineal und schob den Regler eine Position zurück. „Nee, ist ab 16“, meinte sie, ohne uns anzusehen. Ich war beruhigt, wir gingen wieder, und beim Rausgehen sahen wir, wie sie den Regler wieder auf 18 schob.
Ich wagte es dennoch. Am nächsten Tag stand der Regler immer noch auf 18, aber der Oma war mein zartes Alter von 15 völlig egal. Die war so alt, für die gab es da keinen Unterschied. Wenn man nachts fürs Pornopublikum die Karten abriss, und das vierzig Jahre lang oder so, dann war einem vermutlich ohnehin alles schnurz. Dann hatte man alles gesehen, und 15jährige, die in Filme ab 18 wollten, waren das geringste Problem. Sie fragte sich wohl eher, ob sie heute nach der Nachtvorstellung Meister Proper oder doch besser Domestos benutzen sollte, um die Sitzlehnenrückseiten sauber zu kriegen.
So kam ich weit vor der Erlangung der Volljährigkeit also in den Genuss von Carpenters jugendgefährdendem Frühwerk.
So kam ich weit vor der Erlangung der Volljährigkeit also in den Genuss von Carpenters jugendgefährdendem Frühwerk.
2005 hat Hollywood Assault on Precinct 13, wie Das Ende richtig heißt, neu verfilmt. Den haben wir uns gestern Abend mal reingepfiffen. Ich mag keine Franzosen auf Action-Regiestühlen. Das Remake ist dementsprechend mittelmäßig und hat zu viel Handlung, weswegen die Unmittelbarkeit und der Schock-Faktor verloren gehen. Positiv: Laurence Fishburne ist cool, und es gibt ein Wiedersehen mit dem großen Brian Dennehy, der seit Rambos erstem (und soweit es mich betrifft einzigem) Auftritt kaum gealtert scheint. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Ach so, ja, der Mord an Maria Bello ist ziemlich fies, einfach deshalb, weil man an Klischees gewöhnt ist und glaubt, nein, der macht die jetzt nicht kalt. Macht er doch.