Daniel Carney: The Wild Geese/Die Wildgänse kommen.
Dieser Roman hat es durchaus in sich, nur leider weigert er sich standhaft, es herauszulassen. Ein regelrechtes Lehrstück dafür, was passiert, wenn ein Manuskript nachlässig oder gar nicht lektoriert wird.
Ich war zudem so dämlich, mir aus Bequemlichkeit die deutsche Ausgabe (1978, 10. Auflage 1985) zu besorgen, und die Übersetzung ist nichts weniger als ein Desaster. Das Buch sei all denen empfohlen, die heutzutage gerne an Übersetzungen herummäkeln. So sahen die nämlich früher aus. Heute wäre das schlichtweg nicht mehr möglich. Man sieht über die volle Länge das englische Original durchschimmern, als sei die Übersetzung nur eine drübergelegte durchsichtige Folie. Eigentlich hat man keinen deutschen Text vor sich, sondern einen völlig verkorksten Bastard. Der Verlag hat es selbst in der 10. Auflage noch nicht für nötig befunden, da mal einen Redakteur dranzusetzen. Aber für die zwei Groschen pro Seite, die man damals gezahlt hat, fand sich wohl schwerlich jemand.
Daniel Carney war ein ambitionierter Amateur, dem ein Lektor dringend seine Flausen hätte austreiben müssen, vor allem die katastrophalen Perspektivsprünge, die das Geschehen der Unübersichtlichkeit ausliefern. Carney weiß zudem nicht, ob er erzählen oder doch besser referieren soll, und schwankt dauernd hin und her. Sein Erzählen wimmelt von referatartigen Behauptungen, sein Referieren von epischen Einbrüchen, sein Reportagestil wird ständig von unpassenden Innensichten zertrümmert. Die Folge sind massivste Plumpheiten in Form und Inhalt. Ein einziges Kuddelmuddel, das einem das Weiterlesen verleidet. Dabei überfällt einen zugleich eine Ahnung, wie er es gemeint hat, bevor er es so amateurhaft niederschrieb.
Es wird sich immer mal wieder gerne über Lektoren beschwert, die die Texte hoffnungsvoller Jungautoren gnadenlos auf Linie (und Verkäuflichkeit) trimmen. Zu beachten wäre dabei: Viele dieser Texte sehen zuvor so aus wie Carneys Roman nach der Publikation. Er ist der beste Beleg für die Existenzberechtigung von Lektoren. Nun, auf Erfolg getrimmt werden musste The Wild Geese nicht, denn selbst in dieser Verfassung erlebte der Text allein in Deutschland mindestens noch zwei weitere Auflagen, also zwölf, und blieb wohl bis Ende der 80er im Programm. Der Erfolg des Films hat das Buch sehr lange getragen. Dennoch erschütternd, dass sich in all den Jahren nie jemand wenigstens um die Übersetzung gekümmert hat.
Es hätte sich womöglich gelohnt. Einige tolle Ansätze, Authentizität und Zeitbezug, Recherchen, die glaubwürdig in Handlung umgesetzt werden, unerwartet zarte Zugänge zu knallharten Typen, zu Hallodris, Rassisten, Militaristen – die heute als Romanhelden absolut nicht mehr tragbar sind. Carney nimmt sie sehr ernst und seziert sie ebenso interessiert wie illusionslos. Die Typen sind hier noch weitaus verkommener als im Film, und die Sache endet um einiges drastischer. Sehr ambivalent und ohne Gut-Böse-Schemata. Verzweifelte Träumer und Suffköppe, die sich angeregt über Tötungsmethoden unterhalten und zugleich dem Wesen der Welt auf die Spur zu kommen versuchen. Oder auch nur dem der merkwürdig unzugänglichen, beinahe biestigen Hure in Mosambik.
Und natürlich ist das hier ein erstklassiger Blick in die Infrastrukturen des alten Söldnergeschäfts und ins völlig rücksichtslose Buschkriegmilieu, in dem keiner irgendwelche Gnade kennt und die Regeln archaisch sind. „Die UNO wird das gar nicht freuen.“ Die Operation Präsidentenbefreiung ist viel detaillierter dargestellt als im Film, sie ist viel gefährlicher und blutiger, viel mehr auf Präzision angewiesen und Timing. Die Truppe nimmt gleich zu Beginn ihrer Afrika-Expedition fünf Ersatzleute mit, weil der Sergeant Major ohnehin davon ausgeht, dass bereits während der Ausbildung ein paar auf der Strecke bleiben. Drei Typen, die ihm wegen seiner harten Methoden eines Nachts ans Leder wollen, kreuzigt er mit Bajonetten. Harter Stoff, aber sowas von scheiße erzählt.
Ich war zudem so dämlich, mir aus Bequemlichkeit die deutsche Ausgabe (1978, 10. Auflage 1985) zu besorgen, und die Übersetzung ist nichts weniger als ein Desaster. Das Buch sei all denen empfohlen, die heutzutage gerne an Übersetzungen herummäkeln. So sahen die nämlich früher aus. Heute wäre das schlichtweg nicht mehr möglich. Man sieht über die volle Länge das englische Original durchschimmern, als sei die Übersetzung nur eine drübergelegte durchsichtige Folie. Eigentlich hat man keinen deutschen Text vor sich, sondern einen völlig verkorksten Bastard. Der Verlag hat es selbst in der 10. Auflage noch nicht für nötig befunden, da mal einen Redakteur dranzusetzen. Aber für die zwei Groschen pro Seite, die man damals gezahlt hat, fand sich wohl schwerlich jemand.
Daniel Carney war ein ambitionierter Amateur, dem ein Lektor dringend seine Flausen hätte austreiben müssen, vor allem die katastrophalen Perspektivsprünge, die das Geschehen der Unübersichtlichkeit ausliefern. Carney weiß zudem nicht, ob er erzählen oder doch besser referieren soll, und schwankt dauernd hin und her. Sein Erzählen wimmelt von referatartigen Behauptungen, sein Referieren von epischen Einbrüchen, sein Reportagestil wird ständig von unpassenden Innensichten zertrümmert. Die Folge sind massivste Plumpheiten in Form und Inhalt. Ein einziges Kuddelmuddel, das einem das Weiterlesen verleidet. Dabei überfällt einen zugleich eine Ahnung, wie er es gemeint hat, bevor er es so amateurhaft niederschrieb.
Es wird sich immer mal wieder gerne über Lektoren beschwert, die die Texte hoffnungsvoller Jungautoren gnadenlos auf Linie (und Verkäuflichkeit) trimmen. Zu beachten wäre dabei: Viele dieser Texte sehen zuvor so aus wie Carneys Roman nach der Publikation. Er ist der beste Beleg für die Existenzberechtigung von Lektoren. Nun, auf Erfolg getrimmt werden musste The Wild Geese nicht, denn selbst in dieser Verfassung erlebte der Text allein in Deutschland mindestens noch zwei weitere Auflagen, also zwölf, und blieb wohl bis Ende der 80er im Programm. Der Erfolg des Films hat das Buch sehr lange getragen. Dennoch erschütternd, dass sich in all den Jahren nie jemand wenigstens um die Übersetzung gekümmert hat.
Es hätte sich womöglich gelohnt. Einige tolle Ansätze, Authentizität und Zeitbezug, Recherchen, die glaubwürdig in Handlung umgesetzt werden, unerwartet zarte Zugänge zu knallharten Typen, zu Hallodris, Rassisten, Militaristen – die heute als Romanhelden absolut nicht mehr tragbar sind. Carney nimmt sie sehr ernst und seziert sie ebenso interessiert wie illusionslos. Die Typen sind hier noch weitaus verkommener als im Film, und die Sache endet um einiges drastischer. Sehr ambivalent und ohne Gut-Böse-Schemata. Verzweifelte Träumer und Suffköppe, die sich angeregt über Tötungsmethoden unterhalten und zugleich dem Wesen der Welt auf die Spur zu kommen versuchen. Oder auch nur dem der merkwürdig unzugänglichen, beinahe biestigen Hure in Mosambik.
Und natürlich ist das hier ein erstklassiger Blick in die Infrastrukturen des alten Söldnergeschäfts und ins völlig rücksichtslose Buschkriegmilieu, in dem keiner irgendwelche Gnade kennt und die Regeln archaisch sind. „Die UNO wird das gar nicht freuen.“ Die Operation Präsidentenbefreiung ist viel detaillierter dargestellt als im Film, sie ist viel gefährlicher und blutiger, viel mehr auf Präzision angewiesen und Timing. Die Truppe nimmt gleich zu Beginn ihrer Afrika-Expedition fünf Ersatzleute mit, weil der Sergeant Major ohnehin davon ausgeht, dass bereits während der Ausbildung ein paar auf der Strecke bleiben. Drei Typen, die ihm wegen seiner harten Methoden eines Nachts ans Leder wollen, kreuzigt er mit Bajonetten. Harter Stoff, aber sowas von scheiße erzählt.
Der Roman wäre eines Frederick Forsyth durchaus ebenbürtig gewesen, wenn sich seinerzeit nur irgendwer erbarmt hätte, den Autor mal auf die richtige Erzählspur zu lenken. Schade drum.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen