Samstag, 12. April 2008

Jodie

Zwei Wohnungen über uns wohnt Jodie Foster.
Ich traf sie am Briefkasten und war ziemlich überrascht, denn keiner von uns hatte bislang an Briefkasten- oder Klingelschild den Namen „Foster“ bemerkt. Sie klärte mich darüber auf, dass sie hier inkognito wohne, wegen der Presse und so. Oft sei sie ja auch gar nicht da, wegen der Arbeit und so. Müsse oft nach L.A. Ich meinte, nee, von mir erfährt keiner was. Ich bin der Ralf. Jodie, sagte sie. Ich erbot mich auch, ihr beim Problem mit dem Wasseranschluss in ihrer Küche zu helfen. Nein, das ist jetzt nicht der Beginn eines Klempner-Pornos, so einer bin ich nicht, außerdem ist Jodie ja bekanntermaßen vom anderen Ufer. Nein, wir haben dieses Leitungsproblem nämlich auch. Vorerst empfahl ich ihr, ab und zu mal die Sicherung des Durchlauferhitzers rauszudrehen, das helfe im Allgemeinen eine Zeitlang.
Sie kam dann noch zu uns rein und aß mit uns Pellkartoffeln mit Kräuterquark. Ich war ganz nervös auf Tischsitten bedacht und schnitt die Kartoffeln schön säuberlich in Scheiben, während sie sie einfach burschikos in die Hand nahm und meinte, die müsse man so richtig tunken. Na, wenn Sie meinen, Frau Foster. Nenn mich Jodie. Okay.
Sie sprach mit meiner Lebensgefährtin über die Künste und was so los sei in den Museen. Frauengespräche eben. Danach redeten wir ein wenig über ihre Filme, aber nur wenig. Ich meinte eigentlich nur, dass sie mir in Das Schweigen der Lämmer am besten gefallen hätte, weil ihre Rolle irgendwie rund gewesen sei und die Interaktion mit Anthony Hopkins toll. Außerdem standen ihr die dunklen Haare. Hier und jetzt trug sie ein ausgebeultes rotes Sweatshirt und war blond. Außerdem ist sie kleiner, als man denken mag. Und wie 45 sieht sie gewiss nicht aus. Mehr wie 35. Sie bedankte sich artig und war überhaupt sehr nett. Die Presse hat unrecht, wenn sie behauptet, Jodie sei schwierig und unnahbar, denn das stimmt ganz und gar nicht.
Sie lud uns noch für Ende nächster Woche auf die Rheinwiesen ein, wo sie und ihre gerade in Köln drehende Freundin Kate Winslet inkognito ein bisschen Fußball spielen wollten. Ich meinte, ich wäre nicht gut im Fußballspielen. Macht nichts, sagte sie, wir spielen sowieso nur Mädchenfußball mit einem Gummiball.
Ich bot ihr auch noch an, fortan ihre Postpakete entgegenzunehmen, denn ich sei ja meistens den ganzen Tag da. O ja, das wäre super. Als ich dann mitten in der Nacht nervös aufwachte, fiel mir bestürzenderweise ein, dass ich mich gar nicht bereiterklärt hatte, die Pakete von Jodie Foster entgegenzunehmen, sondern die von Herrn Dr. B. Der ist doppelt so groß wie Jodie, viermal so breit und hat einen Vollbart. Es wäre ja auch zu schön gewesen.

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