Nicht wenige halten diese Platte für den besten BÖC-Output überhaupt. Ich bin geneigt, dem zuzustimmen. Die Kombo wurde in der zweiten Siebziger-Hälfte sehr erfolgreich, erntete Gold und Platin am laufenden Band. Aber sie drohte auch zu verpoppen und zu verflachen. Das Beste am richtungslosen, von Tom Werman produzierten 79er-Album Mirrors waren zwei einzelne Songs sowie das Cover. Sandy Pearlman managte Blue Öyster Cult damals nicht mehr, sondern hatte sich zur Dio-Inkarnation von Black Sabbath davongemacht. Er stellte den Kontakt zu Sabbath-Produzent Martin Birch her, der es etwas metallischer mochte. Man hört es sofort, und man mag es sofort. Birch arbeitet die Stärken von Bands heraus, statt ihnen seine Vorstellungen aufzunötigen.
Der Track „Divine Wind“ ist als Verschnaufpause akzeptabel, und mit „Fallen Angel“ habe ich mich nie recht anfreunden können. Der Rest ist Manna in der Pop-Wüste. Harter Anschlag zum Einstieg auf „Black Blade“ (Text: Moorcock), einer verspielten, düsteren Hardrock-Psychedelia, die mit ihrem alles andere als straighten Charakter als Einstieg fast wagemutig ist. „Monsters“ gerät zum Wunderwerk, zur riffigen Hardrock-Praline mit ironischer Jazz-Füllung. „Deadline“ zeigt, wie man Hardrock mit Anstand in Pop überführt. „The Marshall Plan“ ist selbstreferentieller Schweinerock über den Aufstieg eines Rockstars und hat eine wunderbar großmäulige Stadion-Atmosphäre. „Hungry Boys“, noch so ein Brachial-Hard-Popper, hat den Nachteil, zu kurz zu sein. Der Song könnte ewig so weitergehen. „Lips in the Hills“ war jahrelang mein absoluter Lieblingssong. Dieser bis dato härteste BÖC-Song entspricht am ehesten den Anforderungen des Heavy Metal, durch die bluesigen oder boogie-artigen Soli bleibt er aber doch stets ein BÖC-Song. Das Album schließt mit dem tollen, wunderschönen Pubertätsgrusler „Unknown Tongue“.
Das Cover berichtet auf Vorder- und Rückseite indes vom Auffinden einer neuen Dinosaurier-Art, dem titelgebenden Ungetüm, das natürlich ironisch in den Kontext der BÖC-Geheimgeschichte überführt wird. Das kleine Raketenflugzeug, das vorne unter dem Kopf des bizarren Dinos herumfliegt, trägt ein klitzekleines Chronos-Symbol, das man nur im Großformat sieht. Witzisch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen