Schönes Cover, Rückseite auch, aber musikalisch ging es hier los mit dem Niedergang. Mein erstes BÖC-Album. 1983 erschienen, 1983 gekauft. Ich konnte es damals selbstverständlich nicht einordnen, weil ich die starken früheren Alben nicht kannte.
Der unschöne Zeitgeist drückt sich aus in einer aufgedonnerten Produktion, ständigen Synthie-Drums, viel zu viel Keyboardschwemme, stumpfen Rhythmen und pseudo-funkigem Bass mit einer manchmal fatalen Post-Disco-Atmosphäre. Wir tragen jetzt Anzüge statt Leder, schauen Miami Vice und können es uns leisten, superteure, schicke Studios inklusive berüchtigter Verhunz-Produzenten zu mieten. Letzterer hieß Bruce Fairbairn, ist schon verstorben und kann sich demzufolge gegen diese Vorwürfe nicht mehr wehren.
Ich plädiere schon seit langem für eine Neuaufnahme des Albums unter heutigen Bedingungen. Denn das Songmaterial hat was, und tatsächlich finden sich hier einige Ikonen des BÖC-Schaffens.
„Take Me Away“ ist eines der besten, vollsten Hardrock-Stücke der Welt. Keine Diskussion. Danach reißt erstmal der Faden mit „Eyes on Fire“. Purer Mainstream-Schleim. Völlig seltsam gerät „Shooting Shark“ mit seinem Funk-Bass, seinem Keyboardkleister und dem Saxophon, wobei jedoch Melodieführung und Gesang dem Stück eine melancholische Aura verpassen und es irgendwie zur zuckenden, sterilen 80er-Schönheit erheben. Es war damals bezeichnenderweise ein Single-Hit. „Veins“ würde man zu gerne mal in weniger geleckter Produktion und mit weggemischten Keyboards hören. „Shadow of California“ ist ein reinrassiges, böses BÖC-Pferdchen, aufgespritzt mit ekligem Produzentenkleister zwar, aber lebensfähig und der zweite Höhepunkt des Albums, sogar dessen okkultes magnetisches Zentrum. „Let Go“ ist eine Art BÖC goes Ramones und leitet auf dem Album eine Rock’n’Roll-Boogie-Zone ein, die auch „Dragon Lady“ umfasst. Beide Stücke bleiben irrelevant. Zum Schluss gibt’s auf „Lightyears of Love“ Liebesschwulst der schwülstigeren Sorte.
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